Aus der Universitätsdidaktik in den schulischen Alltag. Im Zuge der Hochschulreform des Bologna-Prozesses 1999 erhielt das erstmalig auf der Bundesassistentenkonferenz (1970) vorgestellte und publizierte Lernkonzept des "forschenden Lernens" Einzug in die deutsche universitäre Lehre.
Ein Vorreiter und gewichtiger Protagonist dieser didaktischen Entwicklung war der Bielefelder Erziehungswissenschaftler Ludwig Huber (verstorben 2019).
Nach Huber (2009) lässt sich forschendes Lernen wie folgt beschreiben:
"Forschendes Lernen zeichnet sich vor anderen Lernformen dadurch aus, dass die Lernenden den Prozess eines Forschungsvorhabens, das auf die Gewinnung von auch für Dritte interessanten Erkenntnissen gerichtet ist, in seinen wesentlichen Phasen ? von der Entwicklung der Fragen und Hypothesen über die Wahl und Ausführung der Methoden bis zur Prüfung und Darstellung der Ergebnisse in selbstständiger Arbeit oder in aktiver Mitarbeit in einem übergreifenden Projekt ? (mit)gestalten, erfahren und reflektieren."
Das Ziel dieser Form des Lehren und Lernens ist es, in Zeiten des exponentiellen Wissenzuwachses, den angehenden Akademiker:innen Fähigkeiten zu vermitteln, neue Themengebiete eigenständig zu erschließen und am wissenschaftlichen Diskurs teilnehmen zu können.
Diese Fähigkeiten sollen die Lernenden während des Forschens erlangen. Der Forschungsprozess umfasst dabei folgende Phasen:
Über die Studienseminare und junge Lehrer:innen wurde der forschende Lernansatz in den letzten Jahren auch in die Schulen übertragen. Insbesondere in den Naturwissenschaften hatte das Experiment als Kernelement des Unterrichts bereits zuvor eine herausragende Rolle (vgl. Scharfenberg 2010), welche sich vor dem Hintergrund des forschenden Lernens noch verstärkt.
Was jedoch theoretisch erdacht und in universitären Lernarrangements mustergültig umgesetzt werden kann, lässt sich nicht immer reibungsfrei in den komprimierten schulischen Alltag überführen.
Zum einen stellen forschende Lernvorhaben große Ansprüche an die Vorbereitungen der Lehrkräfte sowie deren zeitliche Ressourcen, zum anderen steigt die kognitive Komplexität der Operationen während des Forschungsprozesses nicht monoton.
Im schulischen Alltag kann daher oft beobachtet werden, dass Schüler:innen zwar selbstständig Problemfragen und Hypothesen formulieren, die Lösungsstrategien aber instruktiv vorgegeben werden.
Im Projekt forschendes Lernen werden die Umstände und der Effekt dieser schuldidaktischen Reduktion auf den Lernprozess und Lernerfolg untersucht.
Studierende haben die Möglichkeit das Projekt im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten, Studienprojekten oder des Projektmoduls zu begleiten. Dabei besteht zum einen die Gelegenheit Unterrichtstunden für das Projekt zu konzipieren, diese direkt in der Schule durchzuführen und zu evaluieren. Zum anderen wird die Chance geboten die empirische Begleitung des Projekts zu unterstützen. Dabei können in gemeinsamer Absprache eigene Forschungsschwerpunkte gewählt werden.