Jedes Jahr versterben über 350.000 Menschen in Deutschland an den Folgen von Herzkreislauferkrankungen, mindestens 50.000 Menschen erleiden einen Herz-Kreislaufstillstand, bei dem die Überlebenschancen nur durch sofortige Wiederbelebung von Ersthelfer:innen um das Zwei- bis Vierfache gesteigert werden können. Nach der KMK-Empfehlung, Wiederbelebungskompetenzen in der Schule zu vermitteln, wurde dieser Ansatz bisher oftmals nur vereinzelt und uneinheitlich umgesetzt.
Das Projekt verfolgt das Ziel, fächerbasierten und fächerverbindenden Reanimationsunterricht zusammen mit Themen der Herzgesundheit durch Lehrkräfte der Fächer Biologie und Sport direkt an den Schulen zu etablieren. Die Inhalte werden dabei nicht als isolierte, extern organisierte Einzelbausteine betrachtet, sondern als dauerhafte Bestandteile eines handlungsorientierten Fachunterrichts entwickelt.
Seit 2017 fördert die AOK NordWest das Projekt "Das Herz in der Schule - gesund leben und für Notfallmaßnahmen vorbeugen", dem die Initiative "Leben retten macht Schule", ein Kooperationsprojekt zwischen Biologiedidaktik und Franziskus Hospital in Bielefeld angehört. Neben Workshops an der Universität, finden Kooperationsprojekte mit Schulen in Bielefeld und Umgebung statt. Die geplante Projektlaufzeit ist von 2017 bis 2020.
Die Idee des Projektes "Leben retten macht Schule" basiert auf dem Ziel, das Thema Wiederbelebung zusammen mit notwendigem Fachwissen und wichtigen "Life Skills" zu unterrichten. Viele gute Gründe sprechen dafür, dass Schüler:innen sich innerhalb ihrer Schullaufbahn mit dem eigenen Körper, dessen Gesundheit und dem sozialen Thema der Ersten Hilfe in ihrem wohl überlebenswichtigsten Bereich, der Reanimation, befassen. Das ist er deshalb, weil bereits die ersten drei bis fünf Minuten nach einem Herzstillstand, bei dem die Blutzirkulation und damit die Sauerstoffversorgung unmittelbar zum Erliegen kommt, über das Überleben ohne neurologische Folgen entscheiden. In dieser Zeitspanne kann kein Rettungsdient vor Ort sein, sondern nur Ersthelfer:innen!
Auch wenn ein Herzstillstand - wie die Bezeichnung "plötzlicher Herztod" unterstreicht - plötzlich, ohne Vorwarnung und symptomlos jeden, auch gerade junge Menschen, ohne erkennbare Ursachen treffen kann, ist er häufig trotzdem die plötzliche erste Manifestation einer Herzerkrankung. Andersherum: Bekannte Herzerkrankungen bedeuten ein 10-fach erhöhtes Risiko für Herzkreislaufstillstände. Die Gesunderhaltung des Kreislaufsystems ist daher eine aktive Aufgabe für jeden, welche genauso frühzeitig vermittelt werden sollte!
Darauf abzielend, eine positive Verhaltensänderung sowohl beim eigenen Gesundheitsbewusstsein, als auch bei Fragen gesellschaftlicher Verantwortung (wie anderen Hilfe leisten), zu vermitteln, orientieren sich die Unterrichtskonzepte vor allem an den Prinzipien
Die Interventionsmaßnahmen in den Unterrichtsfächern orientieren sich an für Verhaltensänderungen wichtigen Prinzipien, etwa zur Steigerung von Interesse und Selbstwirksamkeit (vgl. Modell der Interessengenese und die Sozial-kognitive Theorie). Dies schließt insbesondere Problem- und Handlungsorientierung, Erfahrungslernen und Alltagsbezüge ein, welche durch naturwissenschaftliche Arbeitsweisen ergänzt werden. Neben der Entwicklung und Erprobung von Unterrichtsmaterialien wird der Erfolg und die Nachhaltigkeit der Projektmaßnahmen empirisch per Fragebogen überprüft (mehr unter Forschung). Am Ende sollen zahlreiche Informationen, Hilfen, und Anregungen für Lehrer:innen zur Verfügung gestellt werden, um das Thema leichter und noch interessanter in der Schule umsetzen zu können.
Die folgenden Beispiele sollen Ihnen einen kleinen Einblick in aktuell in Umsetzung und Bearbeitung befindliche Ergebnisse und Angebote geben:
Durchblick für alle Hilfen |
Für den Unterricht Ideen und Material |
Für Lehrer:innen Info & Fortbildung |
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Als Beispiel für einen ganzheitlichen und handlungsorientierten Erkenntnisgewinnungsprozess im Reanimationsunterricht.(1) Es folgt demnächst eine geplante Materialsammlung. (1) Dumcke, R., Wegner, C. & Rahe-Meyer, N. (2019): Wiederbelebung im Biologieunterricht: Was passiert bei der Herzdruckmassage im menschlichen Brustkorb? Vorstellung eines Funktionsmodells. MNU Journal 6/2019, S. 451-455. |
Foto: P. Möller Design OfficeDie Veranstaltung bietet vor allem didkatische und praktische Anteile für Teilnehmer:innen, wie Unterricht gestaltet werden kann. Ein Erste-Hilfe Kurs ist integriert.Termine und Infos finden Sie hier. |
Eine Übersicht über Schülerworkshops finden Sie weiter unten auf dieser Seite oder hier
Mehr Informationen zur empirischen Begleitung finden Sie unter Forschung und Veröffentlichungen finden Sie z.B. hier: Publikationen
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auch unter www.staying-alive.de, z.B. zu folgenden Themen:
Neben der Unterrichtung aller Schüler:innen, hat unser Projekt, nicht zuletzt um dies zu ermöglichen, auch ein Auge darauf, hochbegabte und besonders interessierte und engagierte Schüler:innen im Gebiet der Humanbiologie, Medizin und Erster-Hilfe zu fordern und zu fördern: Dafür arbeiten wir an speziell angepassten Workshops, welche sich beispielsweise an Schulsanitäter:innen richten. Dort können Sie vertiefende Maßnahmen, Techniken oder Fachwissen erlernen und anschließend helfen, erworbenes Wissen in der Schule an Mitschüler:innen weiterzureichen ("Multiplikatoreneffekte").
Haben wir Ihr Interesse geweckt, melden Sie Ihre Schülergruppe gern zu einem unserer Workshops an!
Die Anmeldung erfolgt per Mail an biokolumbus@uni-bielefeld.de.
Um Ihre Anmeldung auch bearbeiten zu können, schicken Sie mit Ihrer Anfrage bitte folgende Daten mit:
Das Projekt ist eine Kooperation der Biologiedidaktik der Universität Bielefeld und der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin des Franziskus Hospitals.
Franziskus Hospital:
Medizinische Leitung: Prof. Dr. Dr. Niels Rahe-Meyer
Wir unterstützen:
Abschlussarbeiten (BA/MA)
Studierende können am Projekt "Leben retten macht Schule" im Rahmen von Abschlussarbeiten (Bachelor- und Masterarbeiten) teilnehmen.
Weitere Informationen zu den Bestimmungen und Anforderungen finden Sie hier.