Bei der botanischen Ausstattung des Briest'schen Gartens ist
Fontanes Herkunft aus dem Apotheker-Milieu nicht zu übersehen.
Von der Canna indica, dem seit 1750 in Europa bekannten "Indischen
Blumenrohr", wird der Wurzelstock zu Heilzwecken verwendet. Die Aloe
gilt wegen ihrer vielfachen Heilwirkungen gar als 'Apotheke der Natur',
und auch der Rhabarber ist nicht bloß eine Gemüsepflanze,
sondern er spielt auch in der Heilkunde eine Rolle.

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Eine in Blüte stehende Canna indica
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Eine Rhabarberstaude mit ihren charakteristischen roten Stengeln
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Die als Heilpflanze berühmte Aloe vera
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Der Name Effi kommt als Kurzform von Eva und Elfriede vor allem
im englischen Sprachraum vor. Eine der Hauptfiguren von Walter Scotts
Roman "The Heart of Midlothian" (1818), den Fontane sehr schätzte,
heißt Effie.
Effis blau und weiß gestreiftes, halb kittelartiges Leinwandkleid
ist ein Beispiel für Reformkleidung, bedeutet also den Verzicht auf
eine damenhafte Aufmachung, wie sie ebenfalls denkbar wäre (zu dem Anlass Fontanes,
Effi so zu schildern, siehe unter ENTSTEHUNG).

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Bismarck 1881 (Zeichnung von Franz Lenbach).
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Wilhelm I. um 1870 (Ausschnitt aus einem Gemälde von Anton von Werner)
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Prinzessin Friedrich Karl um 1880 (Stiftung Preußische Schlösser
und Gärten Berlin-Brandenburg)
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Da Fontane selbst wiederholt zu Gast bei Prinz Friedrich Karl war (Weiteres siehe
unter LEBENSWELT zu Kapitel 4), hat er auch die Prinzessin wahrscheinlich kennen gelernt.
Er könnte ihr aber auch - wie Effi - auf der Straße begegnet sein, denn die Angehörigen
des Hauses Hohenzollern waren damals in Berlin wirklich wahrnehmbar.

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Ein Heliotrop
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Dass Fontane zu den Gästen von Prinz Friedrich Karl gehörte, verdankte er
seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg". Der Prinz, gesellschaftlich
breit interessiert, lud regelmäßig zu einer Tafelrunde ein, an der Männer
aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens teilnahmen. Insoweit durfte Fontane sich
zwar geehrt fühlen, war aber nur ein Gast unter vielen.

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Prinz Friedrich Karl von Preußen um 1880 (Stiftung Preußische Schlösser
und Gärten Berlin-Brandenburg)
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Der Adressbucheintrag der Firma Hoevell aus dem Jahr 1888.
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Die Hochzeitsreise der Innstettens ist sowohl mit ihrer Dauer von sechs Wochen
als auch mit einer Reisestrecke von etwa 4000 km ganz ungewöhnlich ausgedehnt,
eine Traumreise dem Anschein nach, nur dass sie eine einzige Überforderung
für Effi darstellt.

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Die Stationen von Effis Hochzeitsreise
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Nach dem Eintreffen in Kessin (Kap.9, Abs.61) will Effi diese Reise noch
einmal rekapitulieren, doch fallen ihr, "als sie bis Verona war und nach dem
Hause der Julia Capulet suchte", schon die Augen zu. Und auch an den gemeinsamen
Abenden, die Innstetten im Winter zur Rekapitualtion der Reise in Angriff nimmt,
hat sie, obwohl auch Giehübler dabei sein soll, keine Freude: "Effi, der ein
ganz gewöhnlicher Plauderabend ohne den »italienischen Stiefel«
(es sollten sogar Photographien herumgereicht werden) viel, viel lieber gewesen
wäre, antwortete mit einer gewissen Gezwungenheit; Innstetten indessen,
ganz erfüllt von seinem Plane, merkte nichts ..." (Kap.18, Abs.1).
Zu ihrer Erleichterung tritt dann das Theaterspiel an die Stelle dieser Abende

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Ein Berliner Omnibus um 1900, die Alternative zur Pferdebahn.
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Dünenlandschaft mit Strandhafer
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Immortellen (Helichrysum arenarium)
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Ein Neufundländer (Aus: Emmy Bruno, Der Neufundländer. Kynos Verlag 1996.)
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Eine holländische Windmühle in Nebel auf Amrum.
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Die Kronprinzessin Victoria im Jahre 1880 (Gemälde von H. von Angeli)
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Das Nobiling-Attentat in einer Zeichnung des "Neu-Ruppiner Bilderbogens".
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Das Haus der Julia in Verona
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Eine rote Kamelienblüte
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Aus dem "Kladderadatsch" vom 9. August 1885.
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Das Wissen um die Badesitten an Nord- und Ostsee ist zu dieser Zeit also keineswegs
allgemein verbreitet, und so geben die Seebäder auch Broschüren heraus,
in denen den Gästen das richtige Verhalten am Strand und beim Baden erklärt wird.
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Das Herrenbad von Swinemünde zu Ende des 19. Jahrhunderts.
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Die "Vineta-Bank" als angenommene Stelle des untergegangenen Vineta.
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Die Nordseite der 'Linden': die Fenster mit den runden Markisen rechts neben dem
Wagen gehören dem Restaurant Dressel.
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Dass dies zumal bei Bahnfahrten hilfreich sein konnte, hat Fontane selbst
verschiedentlich erfahren. Eines dieser Erlebnisse schildert er seiner Frau
in einem Brief vom 17. Juli 1888 nach einer Fahrt ins Riesengebirge:

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Adolf Menzel: Nach durchfahrener Nacht. Menzel (1815-1905) malte um 1880 mehrerer
solcher Bahnszenen, wie Fontane sie andeutet. Hier der Blick in ein - immerhin
- 2.-Klasse-Abteil.
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In den Eisenbahnwagen jener Zeit konnte man das Abteil während der Fahrt
noch nicht wechseln, Wagen zum Durchgehen gab es erst ab 1894.

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Ein Wagen der Preußischen Eisenbahn mit Einzelabteilen aus dem Jahr 1905. Das erhöhte Abteil
ist das Bremserhäuschen.
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Zu 'Fahrenheit' und 'Réaumur' siehe die Erklärung unter SCHAUPLÄTZE.

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Mummeln sind Teichrosen, in Deutschland vor allem als Gelbe Teichrose (Nuphea lutea) verbreitet.
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Kaiserin Augusta (1811-1890)
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Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
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Die Abläufe von Duellen, wie hier eins stattfindet, waren streng
geregelt, da nur bei einem regelgerechten Ablauf gewährleistet war, dass es
in der Folge nicht zu einem Strafverfahren wegen Mordes oder Mordversuches kam.
Über die Einhaltung der Regeln wachten die bestellten Sekundanten. Sie vereinbarten
die Form des Duells, bestimmten den Platz, beaufsichtigten die Durchführung und hielten das
Ergebnis in einem Protokoll fest. Für den Fall einer Regelverletzung verpflichteten
sie sich, den Regelverletzer unter Umständen wegen Mordes vor Gericht zu bringen.
Das hier stattfindende Duell ist ein Pistolenduell mit Vorrücken
(im Unterschied zu Duellen mit festem Standort). Die Gegner stellten sich in diesem Falle
35 bis 40 Schritte voneinander auf (der Schritt wurde zu 75 Zentimeter gerechnet),
erhielten die für einen einzigen Schuss präparierte Waffe und nahmen auf das
Kommando "Vorwärts!", gegeben von einem der Sekundanten, den Kampf auf. Zunächst
musste der Hahn gespannt und die Waffe mit dem Lauf nach oben in Anschlag gebracht werden.
Dann setzte man sich auf einer geraden Linie aufeinander zu in Bewegung, wobei das Tempo
und der Schießzeitpunkt frei zu wählen waren. Für den Schuss musste man
stehen bleiben, man durfte aber auch stehen bleiben ohne zu schießen und konnte
nach Belieben das Vorrücken wieder aufnehmen.
Vorgerückt werden durfte aber höchstens bis zu einer markierten Stelle,
der Barriere, die von der Barriere des Gegners einen Mindestabstand von 15 Schritten
haben sollte. Wenn es für das hier geschilderte Duell heißt, dass man "auf zehn Schritt
Distance" feuern sollte, so entspricht das mithin nicht mehr der Vorschrift, weil es eine
geradezu mörderisch geringe Distanz ist. Aber es mag sein, dass das Ardenne-Duell
tatsächlich so ablief. Die Zeitungsberichte sprechen von einem Pistolenduell 'unter
sehr schweren Bedingungen', und da Fontane auch über Details informiert war (Näheres
siehe unter ENTSTEHUNG), wusste er auch die Distanz
vielleicht genau.
War der erste Schuss gefallen, musste der Gegner, sofern er dazu noch in der Lage
war, binnen einer Minute - die Sekunden wurden angesagt - ebenfalls schießen. Dafür
konnte er bis auf die geringste Distanz, also bis zu seiner Barriere, vorrücken,
während der andere unbeweglich auf dem Platz, von dem aus er geschossen hatte, stehen
bleiben musste. Der zuerst Schießende hatte also den Vorteil, den Gegner niederstrecken
zu können, bevor dieser zum Schuss kam, aber den umso größeren Nachteil,
diesem ein festes Ziel zu bieten, wenn er ihn verfehlte oder nur leicht verletzte. -
Innstetten und Crampas indessen schießen beinahe gleichzeitig, und da Crampas
nicht trifft, ist das Duell entschieden.

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Die Aufstellung beim Pistolenduell mit Vorücken - hier haben
die Schützen die jeweilige Barriere schon fast erreicht.
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Als Waffen bei solchen Duellen wurden Pistolen benutzt, die noch keine gezogenen, sondern glatte
Läufe hatten, d.h. bei denen der Lauf noch nicht mit einem Schneckenprofil zur genaueren
Führung des Geschosses versehen war. Sie mussten auch noch mit Pulver und Kugel geladen werden
und blieben sowohl in Zielgenauigkeit wie Durchschlagskraft weit hinter den moderneren Patronen-Waffen
zurück. Pro Ladevorgang war deshalb auch nur ein Schuss möglich, und sogar die
Stärke der Ladung konnte Teil der Duell-Vereinbarung sein, wenn man das Risiko einer
tödlichen Verletzung vermindern wollte.

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Ein Satz Perkussions-Pistolen mit Zubehör aus der Zeit um 1840 (Kunstsammlungen
der Veste Coburg).
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Keineswegs war es also der Zweck des Pistolen-Duells, dass einer der
Kontrahenten zu Tode kam. Wegen der geringen Zielgenauigkeit der Waffen blieben
vielmehr oft sogar beide unverletzt, wenn auch natürlich die Todesfolge immer
einkalkuliert war. So war es auch mehr die bewusste Inkaufnahme dieses Risikos,
dass die Debatten um das Duell im 19. Jahrhundert immer wieder auflebten, als
die Zahl der tatsächlichen Opfer. Von 270 Duellen, die in Preußen von 1800 bis
1914 vor zivile Gerichte kamen, hatten lediglich 78 tödlich geendet - eine verschwindend
geringe Zahl verglichen mit der Zahl der Getöteten in anderen persönlichen
Auseinandersetzungen. Nicht erfasst sind dabei allerdings die tödlich verlaufenen Duelle unter
Militärangehörigen, die ja nicht vor zivilen, sondern vor Militärgerichten
verhandelt wurden, aber auch hier werden es nicht mehr als ein paar hundert gewesen sein.

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Der Eintrag der Spaten-Brauerei im Jahrgang 1 (1886) des Warenzeichenblattes.
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Eine Anzeige aus der Vossischen Zeitung vom November 1886.
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Gaststätten gab es in der Königgrätzer Straße in Richtung
Askanischer Platz zahlreich. Dort, gegenüber dem Anhalter Bahnhof
(siehe die Abbildung unter SCHAUPLÄTZE), befand sich etwa an der Stelle, von der aus die
Aufnahme gemacht ist, das Hotel Habsburger Hof.
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Der Habsburger Hof auf einer Postkarte von 1928.
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Links ein Pferdebahnwagen mit Sitzreihe auf dem Oberdeck, rechts ein Wagen ohne Oberdeck.
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Die "Ministerin", bei der Effi wegen der Kontaktaufnahme zu ihrer Tochter vorspricht,
ist natürlich nur die Frau eines Ministers, aber es war zu jener Zeit selbstverständlicher
Brauch, dass die Ehefrauen die Titel und Berufsbezeichnungen ihrer Männer führten. Dem
Zeitpunkt der Handlung nach - es ist 1889 - müsste es sich hier um die Frau von Ernst Ludwig
Herrfurth (1830-1900) handeln, preußischer Minister des Innern seit Juni 1888 (bis 1892),
doch die hätte Effi, die ja seit 1886 von Innstetten geschieden ist, aus den Jahren davor gar
nicht kennen können. Der Wechsel in diesem Amt kommt Fontane aber durchaus entgegen. Es
wäre ziemlich problematisch gewesen, eine reale Ministers-Gattin
als Effis Komplizin in die Handlung einzubeziehen. Da es in der Zeitspanne der Romanhandlung
aber drei verschiedene Innenminister sind (Eulenburg, Puttkamer und Herrfurth), lässt sich
auf eine reale Person hier nicht schließen.

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Das Geschäftshaus der Lampenhandlung Fritz Heller Unter den Linden, hier mit der erneuerten Fassade von 1895.
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Der Adressbucheintrag der Konditorei Schilling vom Jahre 1888.
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Flammender Hahnenfuß (ranunculus flammula).
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Krauser Ampfer (rumex crispus).
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Schwarzer und Roter Adlerorden
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Das 1880 im Berliner Tiergarten aufgestellte Denkmal für Königin
Luise von Erdmann Encke (1843-1896).
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Das Kaiser-Friedrich-Mausoleum neben der Potsdamer Friedenskirche am Ostrand
des Parks von Sançoussi.
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Friedrich III.
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Der Eintrag der Siechen-Brauerei im Warenzeichen-Register.
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Potsdamer Straße 139: Die Weinhandlung Huth und die Blumenhandlung Glaser
vor 1900.
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Der Eintrag im Berliner Adressbuch von 1890.
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Das Gebäude des Weinhauses Huth aus dem Jahre 1912, das als einziges
am Potsdamer Platz den Zweiten Weltkrieg überstanden hat, ist heute in den
Neubau-Komplex der Alten Potsdamer Straße einbezogen.
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Die Idee für das Einzelgrab ist Fontane aber wahrscheinlich doch durch einen
Begräbnisplatz gekommen, den er selbst gesehen hatte, und zwar in Plaue an der
Havel (bei Brandenburg). Wie er in "Fünf Schlösser" - Kapitel Plaue a.H. -
erzählt, hatte dort der Grundbesitzer Carl Ferdinand Wiesike - nicht zufällig
dürfte dies auch der Name des Arztes sein, der Effi in Hohen-Cremmen betreut - einen Park
angelegt und 1865 darin für seine verstorbene Frau eine Grabstätte errichtet:
Die Unterschiede zu dem Grab in "Effi Briest" sind aber doch nicht zu übersehen.
Zum einen handelt es sich nicht um ein Einzelgrab, sondern um eine Grabstätte für
mehrere, wie sie den Vorschriften nach nur genehmigt werden konnte, und es liegt der Platz
auch etwas abseits und nicht inmitten des ständig begangenen Gartens. Wenn man es sich
in dieser Form vorstellt - siehe unter Abbilder die Aufnahme aus dem
Film von 1968 -, so wirkt es auch etwas unbehaglich, beinahe schon geschmacklos, der Gedanke tut nicht gut, dass unter einem
solchen Rondell jemand begraben liegt. Und natürlich hätte ein nüchterner
Mann wie Briest auch bedacht haben sollen, dass jeder Nachbesitzer seines Hauses dieses
Grab wohl beseitigen werde. So handelt es sich bei diesem Ausklang mehr nur um eine romantische
Idee als um etwas, das man sich als tatsächlich ausgeführt vorstellen möchte.

