Menuett = Das Menuett (ursprünglich: die Menuet), ein im 17. Jahrhundert in Frankreich
aufgekommener Gesellschaftstanz in langsamem Dreivierteltakt, stand regelmäßig am
Anfang eines Tanzabends. Nach unseren Begriffen handelte es sich dabei allerdings weniger
um einen Tanz als um eine Tanzvorführung, da immer nur ein Paar tanzte und danach zur Seite
trat, um dem nächsten Paar Platz zu machen. Die einzelne Tanzsequenz dauerte nur zwischen
einer und zwei Minuten, konnte allerdings auf Wunsch der Dame auch variiert und verlängert
werden. Das Paar verneigte sich zunächst vor den Anwesenden und absolvierte
dann teils neben-, teils miteinander verschiedene Figuren, bei denen es hauptsächlich
auf die zierliche Setzung der Füße, elegante Verbeugungen und Knickse und ein gefälliges
Durchschreiten der Tanzfläche ankam. Die intimste Geste war, dass man sich ab und zu bei
den Händen fasste und umeinander drehte.
Demonstration eines Menuetts durch Paige Whitley-Bauguess (New Bern, USA)
Der Vorschrift nach musste sich das Paar beim Menuett so bewegen, dass die
Schrittfolge auf der Tanzfläche ein "Z" oder umgekehrtes "S" ergab. Die Schilderung
Werthers lässt allerdings zweifelhaft erscheinen, ob man sich hier noch genau
nach der Vorschrift richtet.
Der Bewegungsablauf bei einem Menuett
Englischer = Der englische Tanz, auch Contretanz genannt, wurde im 17. Jh. in Frankreich
aus der Nachahmung englischer Volkstänze entwickelt (deshalb ursprünglich "Country Dance").
Er folgte bei Tanzabenden dem Menuett, hat einen lebhaften Zweivierteltakt und wird in Gruppe getanzt.
Vier, sechs oder acht Paare bilden zunächst einen Kreis und springen einige Takte links,
einige rechts herum. Danach stellen sie sich in Reihe oder im Karree gegenüber auf, tanzen
aufeinander zu und wieder zurück, wechseln über Kreuz die Partner, bilden einen äußeren und
einen inneren Kreis und gehen gegenläufig umeinandner herum usw. Der Contretanz hat
eine recht komplizierte, immer wieder variierbare Choreographie und erforderte deshalb einen
Tanzmeister, der den Tänzern die jeweiligen Figuren ansagte.
Demonstration eines Contretanzes durch die
Tanzschule von Regina Beck-Friis, Malmö
Deutscher = Der deutsche Tanz, das 'Walzen', entsprach schon ziemlich dem heute noch
getanzten Wiener Walzer, wenn schon das Tempo noch geringer war und auch der 'Deutsche'
noch in einer Gruppe getanzt wurde. Die Paare stellten sich im Kreis auf und drehten
sich zu zwei Dreiviertel-Takten jeweils einmal um sich selbst, während sich alle
gleichzeitig auf dem Kreisbogen ein Stück weiter bewegten. Der Herr fasste die
Dame dabei um die Taille und sie legte ihm die Hände auf die Schultern. Die
Linksdrehung der Paare bei gleichzeitiger Linksdrehung des Paarkreises ergab ein
beschwingtes Gesamtbild, konnte aber auch schon, da die Paare sich nicht trennten,
als individuelles Tanzen verstanden werden. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde
auf die Kreisbildung mehr und mehr verzichtet und jedes Paar suchte sich bei seinen
Drehungen auf der Tanzfläche seinen eigenen Weg. Zugleich ging man zu der noch
heute üblichen Tanzhaltung mit dem einem abgestreckten Armpaar über.
Demonstration eines Deutschen Tanzes
Welche Sinnlichkeit in diese Art zu tanzen hineingelegt wurde, zeigt das Urteil
der 19jährigen Pauline Fürstin zur Lippe (späterer Regentin von Lippe-Detmold),
die 1788 über den "frechen, sittenlosen Tanz der Deutschen" schreibt:
Ein Frauenzimmer, das diesen gern und lange, oft mit einem ihr nicht unangenehmen Liebhaber tanzt,
geb' ich schon halb verlohren; denn, mit welchem Muth wird sie dem Manne Etwas
versagen, der sie im Augenblick vorher an sein laut klopfendes Herz drückte, dessen
Arme voll kochenden Bluts sie fest umfaßten und wild im rauschen Wirbeltanz dreheten,
der seine glühende Wange auf ihr brennendes Angesicht drückte, und ihr so viel Küsse
rauben konnte, als er wollte - Sie wird Dem, ... in dessen Umschlingungen sie sich
wonnetrunken im Taumel der Lust verlohr, wo so leicht jede ernste Empfindung vom Rausch
der Sinnlichkeit überwältigt und alles edlere Gefühl der weiblichen Würde so leicht
weg geschwärmt wird - o sie wird ihm nicht lange widerstreben und - selbst das Opfer
seyn in dem Augenblick, da sie von einem Andern Opfer zu empfangen glaubte.

Ein ähnliches Urteil trifft 1832 in seinem "Demokritos" auch noch Karl Julius Weber (1767-1832):
Wenn das Paar sich eng umschlingt, Knie an Knie, Brust an Brust, Aug in Auge, die Hand des
Mädchens auf der Schulter des Jünglings, und die seinige noch traulicher auf schwellenden runden
Hüften, wenn der reine Athem der Schönen anweht, wenn man an den heißen Wangen die Wärme fühlt und
ein Herz dem andern entgegenklopft, muss da nicht Phantasie und Sinnlichkeit rege werden?
"... mein Chapeau walzt schlecht ..." Frz. chapeau heißt eigentlich Hut, hier in der
Bedeutung von Tänzer, weil die Herren beim Menuett in zeremonieller Weise einen
Hut auf- und abzusetzen hatten.