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Zweiunddreißigstes Kapitel
Sprung zum Absatz 34 des Romantextes
... sie spielte Chopin, aber diese Nocturnes waren auch nicht angetan, viel Licht in ihr Leben zu tragen.

Das Nocturne Nr. 2 (es-dur, opus 9, Nr. 2) von Frédéric Chopin (1810-1849), gespielt von Claudio Arrau (Philips Classics 1997).
Die Chopin'schen Nocturnes sind keineswegs so düster, wie sie als 'Nachtstücke' zu sein scheinen, aber natürlich hatte Fontane diese Musik auch nicht unmittelbar gegenwärtig. So war es wohl hauptsächlich der Name, der ihn von diesem Beispiel Gebrauch machen ließ. Überraschend ist ja auch, dass Effi überhaupt so gut Klavier spielen kann. In Kessin hat sie zwar einen Flügel, doch nur einmal ist davon die Rede, dass sie etwas spielt, auf Wunsch ihres Mannes etwas "aus Lohengrin oder aus der Walküre" (siehe unter ZITATE zu Kapitel 13). Später wird für ihren Aufenthalt in Bad Ems noch erwähnt, dass sie in ihrem Salon "dann und wann eine Sonate" spielt (Kap.30, Abs.1). Das hier wiedergegebene Nocturne Nr. 2 ist eines der leichteren.
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... und trotz der Erregung, in der sie sich befand, den Bilderschmuck an den Wänden musterte. Da war zunächst Guido Renis Aurora, gegenüber aber hingen englische Kupferstiche, Stiche nach Benjamin West ...
Die Bilder im Zimmer der Ministersgattin haben einen deutlichen Bezug zu Effis Situation. Das Bild "Der Zug der Aurora" von Guido Reni (1575-1642), eigentlich ein Deckengemälde im Palazzo Rospigliosi in Rom, hängt auf der einen Seite des Raumes und bildet ihre Hoffnung ab:
Guido Reni: Der Zug der Aurora
Die Stiche nach Benjamin West (1738-1820) an der Wand gegenüber deuten hingegen eher Gefahren und Befürchtungen an. Das gilt zumal für das eigens genannte Bild "König Lear im Unwetter auf der Heide". Es gibt die Szene III,2 von Shakespeares "King Lear" (1606) wieder, in der Lear, von seinen Töchtern verraten, Blitz und Unwetter auf sich herunterruft, weil ihm diese noch immer weniger antun können, als ihm durch die arglistigen Töchter angetan worden ist. Das nimmt die Enttäuschung vorweg, der auch Effi durch ihre Tochter ausgesetzt sein wird.
Benjamin West (1789): King Lear (Museum of Fine Arts, Boston, Mass.)
Ansonsten zeigen Wests Bilder vielfach mythologische oder historische Konfliktmomente, die ebenfalls eher von Risiken und Gefahren als von guten Ausgängen künden. Das kommt auch in dem Hinweis auf die Aquatinta-Manier und ihr Resultat von "viel Licht und Schatten" zum Ausdruck, ein Kupferstich-Verfahren, das wegen der besonderen Art der Ätzung die Stiche mehr wie kontrastreiche Tuschzeichnungen aussehen lässt.
Benjamin West (1808): The Death of Nelson (National Maritime Museum, Greenwich)
Fontane schätzte West zumal als Historienmaler, weil er in ihm einen Wegbereiter des Realismus sah. Als Beispiel hier das seinerzeit oft reproduzierte Bild des Vertragsschlusses von 1681 zwischen William Penn und den Indianern:
Benjamin West (1772): Penn's Treaty with the Indians (Pennsylvania Academy of Fine Arts, Philadelphia, Pa.)