Anspielungen /Zitate Zur Übersicht Zur Synopse Zur Einzelebene Druck
Achtzehntes Kapitel
Sprung zum Absatz 01 des Romantextes
"... während drei Schritt von uns Roswitha sich über Annie beugt und 'Buhküken von Halberstadt' oder so was Ähnliches zum besten gibt ..."
Text und Melodie siehe unter ZITATE zu Kapitel 21.
~~~~~~~~~~~~
Sprung zum Absatz 02 des Romantextes
Nach einem Crampas'schen Plan nämlich sollte noch vor Weihnachten »Ein Schritt vom Wege« aufgeführt werden ...
Das Lustspiel "Ein Schritt vom Wege" von Ernst Wichert (1831-1902) steht in mehrerer Hinsicht mit der Handlung von "Effi Briest" in Verbindung. Das 1872 in Berlin uraufgeführte Stück - von Fontane in der "Vossischen Zeitung" lobend besprochen -, handelt von einem jungen Ehepaar, das bei einem Badeaufenthalt aus Langeweile beschließt, seinen Ehestand für drei Tage zu verleugnen und sich auch seines Geldes und seiner Reputation nicht zu bedienen. Durch einen Zufall von ihrem Mann getrennt, erregt Ella die Aufmerksamkeit eines Reisenden, der in Wahrheit der neue junge Landesfürst ist, und aus allerlei Verwicklungen ergibt sich schließlich, dass er ihr eine Art Heiratsantrag macht. Ella ist zwar nicht in Versuchung, ihrem Mann untreu zu werden, aber es kommt trotzdem zu einer Duell-Forderung durch diesen, bevor sich alles zu dem üblichen Lustspiel-Ende fügt. Für Effi könnte die Botschaft dieses Stückes sein, sich auf solche Versuchungen nicht einzulassen, aber tatsächlich wird sie sich durch die Ähnlichkeit der Situation wohl eher ihrer Verführbarkeit bewusst.
Das Personenverzeichnis des Wichert'schen Lustspiels in der Reclam-Ausgabe von 1900.
~~~~~~~~~~~~
Sprung zum Absatz 13 des Romantextes
"... Und denke Dir, der Dichter ist ein Kammergerichtsrat, eigentlich kaum zu glauben. Und noch dazu aus Königsberg."
Der aus Ostpreußen stammende Ernst Wichert (1831-1902) war bis 1888 Richter in Königsberg, danach in Berlin und hat trotz dieses Berufes über 60 Novellen und Erzählungen verfasst, dazu 18 teils mehrbändige historische Romane und über 30 Theaterstücke.
~~~~~~~~~~~~
Sprung zum Absatz 53 des Romantextes
"... Keine Zucht. Das ist die Signatur unserer Zeit."
"Signatura temporis": 1847 erschienene Streitschrift des Berliner Historikers und Sprachwissenschaftlers Heinrich Leo (1799-1878), der damit das Stichwort für die Verurteilung aller modern-liberalen Zeiterscheinungen lieferte.
~~~~~~~~~~~~
Sprung zum Absatz 59 des Romantextes
"... Dies Gedicht heißt die 'Gottesmauer', und ich hab' es bei unserm Hohen-Cremmner Pastor vor vielen, vielen Jahren, als ich noch ganz klein war, auswendig gelernt."
Das Gedicht von dem eingeschneiten Haus, an das sich Effi erinnert, ist die 1816 entstandene Ballade "Die Gottesmauer" von Clemens Brentano (1778-1842).
Draus bei Schleswig vor der Pforte
Wohnen armer Leute viel,
Ach des Feindes wilder Horde
Werden sie das erste Ziel.
Waffenstillstand ist gekündet
Dänen ziehen ab zur Nacht,
Russen, Schweden stark verbündet,
Brechen her mit wilder Macht.
Draus bei Schleswig steht vor allen
Weit ein Häuslein ausgesetzt.
Draus bei Schleswig in der Hütte
Singt ein frommes Mütterlein,
Herr, in deinen Schoß ich schütte
Alle meine Angst und Pein.
Doch ihr Enkel ohn' Vertrauen,
Zwanzigjährig neuster Zeit,
Hat den Bräutigam zu schauen
Seine Lampe nicht bereit.
Draus bei Schleswig in der Hütte
Singt ein frommes Mütterlein.
Eine Mauer um uns baue
Singt das fromme Mütterlein,
Daß dem Feinde vor uns graue
Hüll' in deine Burg uns ein.
Mutter, spricht der Weltgesinnte,
Eine Mauer uns ums Haus
Kriegt unmöglich so geschwinde
Euer lieber Gott heraus.
Eine Mauer um uns baue:
Singt das fromme Mütterlein.
Enkel fest ist mein Vertrauen,
Wenn's dem lieben Gott gefällt,
Kann er uns die Mauer bauen,
Was er will ist wohl bestellt.
Trommeln rommdidomm rings prasseln
Die Trompeten schmettern drein,
Rosse wiehern. Wagen rasseln,
Ach nun bricht der Feind herein,
Eine Mauer um uns baue
Singt das fromme Mütterlein.
Rings in alle Hütten brechen
Schwed' und Russe mit Geschrei,
Lärmen, fluchen, drängen, zechen.
Doch dies Haus ziehn sie vorbei.
Und der Enkel spricht in Sorgen
Mutter, uns verrät das Lied.
Aber sieh, das Heer vom Morgen
Bis zur Nacht vorüberzieht.
Eine Mauer um uns baue
Singt das fromme Mütterlein.
Und am Abend tobt der Winter
An das Fenster schlägt der Nord
Schließt den Laden, liebe Kinder,
Spricht die Alte und singt fort
Aber mit den Flocken fliegen
Vier Kosakenpulke an.
Rings in allen Hütten liegen
Sechzig, auch wohl achtzig Mann.
Eine Mauer um uns baue
Singt das fromme Mütterlein.
Bange Nacht voll Kriegsgetöse,
Wie es wiehert, brüllet, schwirrt,
Kantschuhhiebe, Kolbenstöße.
Weh, des Nachbars Fenster klirrt
Hurrah, Stupai, Boschkai, Kurba,
Vinu, Gleba, Biba, Rack
Schreit und flucht und plackt die Turba.
Erst am Morgen zieht der Pack.
Eine Mauer um uns baue
Singt das fromme Mütterlein.
Eine Mauer um uns baue
Singt sie fort die ganze Nacht.
Morgens ward es still, o schaue
Enkel, was der Nachbar macht!
Auf nach innen geht die Türe,
Nimmer kam' er sonst hinaus.
Daß er Gottes Allmacht spüre,
Lag der Schnee wohl mannshoch draus.
Eine Mauer um uns baue,
Sang das fromme Mütterlein!
Ja der Herr kann Mauern bauen.
Liebe fromme Mutter komm,
Gottes Mauer anzuschauen,
Sprach der Enkel und ward fromm.
Achtzehnhundertvierzehn war es,
Als der Herr die Mauer baut,
In der fünften Nacht des Jahres
Hat's dem Feind vor ihr gegraut.
Eine Mauer um uns baue.
Sing' ich mit dem Mütterlein.