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Fünftes Kapitel
Sprung zum Absatz 02 des Romantextes
Er war als Demuth'scher Kommis erschienen ... Dieser Koffer entpuppte sich natürlich als eine Riesenbonbonniere von Hövel.
Demuth'scher Kommis: 'Kommí' gesprochen, Gehilfe in der Reisebedarfs-Handlung Demuth.
Hövell: Chokoladen- und Konfitüren-Geschäft, das sich zum Zeitpunkt der Handlung noch in der Friedrichstraße 82 befand, für die Wahrnehmung der ersten Leser des Romans aber ein Geschäft Unter den Linden war.
Der Adressbucheintrag der Firma Hoevell aus dem Jahr 1888.
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... bei welcher Gelegenheit Briest allerlei Bemerkungen über den an manchen Höfen immer noch üblichen Fackeltanz und die merkwürdige Sitte des Strumpfband-Austanzens gemacht hatte ...
Das feierliche Geleit des Brautpaares mit Fackeln bis zur Schlafkammer ist ein alter, in vielen Kulturen bekannter Hochzeitsbrauch. Beim Strumpfband-Austanzen warf der Bräutigam ein Strumpfband der Braut unter die Tänzer, und einer der unverheirateten Männer konnte es als Vorzeichen künftigen Liebesglücks an sich bringen.
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".. Niemeyer, ein alter Dorfpastor, der anfangs aussah wie ein Hospitalit ... hat er nicht gesprochen wie ein Hofprediger. Dieser Takt und diese Kunst der Antithese, ganz wie Kögel ..."
Hospitalit: einer aus dem Armenhaus
Rudolf von Kögel (1829-1896), Hof- und Domprediger in Berlin, wurde als glänzender Prediger bewundert.
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Die Hochzeitsreise der Innstettens ist sowohl mit ihrer Dauer von sechs Wochen als auch mit einer Reisestrecke von etwa 4000 km ganz ungewöhnlich ausgedehnt, eine Traumreise dem Anschein nach, nur dass sie eine einzige Überforderung für Effi darstellt.
Die Stationen von Effis Hochzeitsreise
"... daß er ihr - selbstverständlich ohne auszusteigen - die Hauptkunstschätze der Walhalla herzählt ..."
Walhalla: 1842 errichteter großer Tempelbau über der Donau bei Regensburg mit den Büsten berühmter Deutscher.
"Heute Vormittag die Pinakothek besucht. Geert wollte auch noch nach dem andern hinüber, das ich hier nicht nenne, weil ich wegen der Rechtschreibung in Zweifel bin ..."
Pinakothek: Große Münchner Gemäldegalerie an der Barer Straße.
Das andere: die wenige hundert Meter entfernte Glyptothek am Königsplatz, eine Skulpturen-Sammlung.
"Vicenza muß man sehn wegen des Palladio ..."
Andrea Palladio (1518-1580): Baumeister, der in Vicenza eine Reihe bewunderter Paläste und Landhäuser gebaut hat.
Nach dem Eintreffen in Kessin (Kap.9, Abs.61) will Effi diese Reise noch einmal rekapitulieren, doch fallen ihr, "als sie bis Verona war und nach dem Hause der Julia Capulet suchte", schon die Augen zu. Und auch an den gemeinsamen Abenden, die Innstetten im Winter zur Rekapitualtion der Reise in Angriff nimmt, hat sie, obwohl auch Giehübler dabei sein soll, keine Freude: "Effi, der ein ganz gewöhnlicher Plauderabend ohne den »italienischen Stiefel« (es sollten sogar Photographien herumgereicht werden) viel, viel lieber gewesen wäre, antwortete mit einer gewissen Gezwungenheit; Innstetten indessen, ganz erfüllt von seinem Plane, merkte nichts ..." (Kap.18, Abs.1). Zu ihrer Erleichterung tritt dann das Theaterspiel an die Stelle dieser Abende
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Frau von Briest schwieg und zählte die Stiche auf dem Kanevas.
Kanevas: in einen Rahmen gespanntes Netzgewebe zum Sticken.