.: Forschungsschwerpunkte


  • Geschichtstheorie
    Was ist Geschichte? Wie gestalten sich die Verhältnisse zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft? Auf welche Weise kann Geschichte betrieben werden? Und warum? Mit solchen Fragen beschäftige ich mich in allgemeiner Weise. Dabei interessiere ich mich dafür, welche Rolle Zeitlichkeiten für die Lebensgestaltung von Menschen spielte und spielt, spielen könnte und spielen sollte. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Prozessen der Wahrnehmung von Zeit in ihrem Verhältnis zum Reden über sie.

  • Didaktik der Geschichte
    Die geschichtstheoretischen Überlegungen sind für mich der Ausgangspunkt, über historisches Lernen nachzudenken. Geschichtsdidaktik verstehe ich in einem weiten Sinn als Reflexionsraum im Gesamt der Geschichtswissenschaft, ein Nachdenken darüber, warum wir mit manchen Sachen "nicht fertig werden" (Ulrich Raulff), mit anderen schon. Aus diesen Zusammenhängen ergeben sich für mich die Überlegungen, mit denen historisches Lernen sinnvoll begründet werden kann. Und es ist der Ausgangspunkt, auch methodische und unterrichtspragmatische Fragen zu erörtern.

  • Geschichtskultur und Agency
    Ich staune immer wieder darüber, wo einem überall Geschichte begegnen kann: am Stammtisch, in städtebaulichen Diskussionen, auf der Einkaufstüte ... Dass diese Begegnungen gegenwärtig eher mehr, als weniger werden, ist durchaus beunruhigend. Der Bedarf, sich zeitlich zu verorten, zu orientieren, scheint zu steigen. Die Unsicherheit wächst. Geschichtsdidaktisch werden all diese Phänomene mit dem Begriff 'Geschichtskultur' eingefangen. Ich versuche die Analyse mit dem Nachdenken darüber zu verknüpfen, wie man reflektiert und selbstbewusst geschichtskulturell handeln kann, wofür mir kein besseres Wort als 'Agency' einfällt.

  • Kultur- und Bildungsgeschichte der Moderne
    Das Nachdenken über Zeit und Geschichte geschah und geschieht immer in besonderen historischen Konstellationen. Ich beschäftige mich dabei bevorzugt mit den Entwicklungen in der Moderne. Entstanden ist dieses Interesse im Zusammenhang eines Nachdenkens über die Möglichkeit von Kulturgeschichte. So kam ich auch zur Wissenschaftsgeschichte und beschäftigte mich mit der Geschichte des Festes. Auch im schulischen Rahmen begegnete ich der Geschichte von Bildung und Erziehung, mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem Philanthropismus.

  • Projekte

  • Entwurf einer Ästhetik historischen Lernens
    Die Geschichtsdidaktik folgt heute weitgehend dem Paradigma der Narrativität als Ausdruck eines reflektierten Geschichtsbewusstseins. Und das ist plausibel, denn Geschichte vollzieht sich zu guten Teilen im Reden über Vergangenheit, im untersubjektiven Austausch. Dabei ist etwas unterbelichtet geblieben, dass dieses Reden nur der verfügbare Ausdruck mentaler Prozesse ist. Und dass diese Prozesse durch Eindrücke beeinflusst werden. Mir geht es darum, dieser Wahrnehmung mehr Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen und sie zur Grundlage auch pragmatischer Überlegungen der Gestaltbarkeit historischen Lernens zu machen.

  • Geschichtskultur im Röhrig Universitätsverlag
    Der Röhrig Universitätsverlag ist mit der gelben Reihe in den letzten Jahren eine geschichtsdidaktische Marke geworden. Die rührige und produktive Bärbel Kuhn hat mich zusammen mit Jelko Peters ermuntert, einen Band zu schreiben, der in Geschichtskultur einführen soll. Ich arbeite daran. Und es ist nicht so einfach, kompakt und umfassend, tiefgehend und leicht verständlich zu schreiben.

  • Ö im Sonderforschungsbereich 1288 Praktiken des Vergleichens
    Ö ist so ein Ton zwischen Staunen und Fragen, ein Zwischenruf. In Sonderforschungsbereichen steht das Ö für Öffentlichkeit, für Transferforschungsprojekte. Britta Hochkirchen und ich haben im Rahmen des SFB 1288 ein solches Projekt bewilligt bekommen. Seit Anfang 2021 beschäftigen wir uns für 4 Jahre mit den Relationen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. In 4 'Transferräumen', Orten, die jenseits der Komfortzonen bestimmter Gruppen liegen, wollen wir Wissenschaft und Öffentlichkeit miteinander in Interaktion bringen. Was passiert, wenn Wissenschaftler*innen mit anderen Passagieren in der Stadtbahn in Gespräche über das Vergleichen kommen, wenn sie im Schüler*innenlabor ihr eigenes Tun mit Jugendlichen thematisieren usw. Ja, wie dann weiter?

  • Geschichtsmethodik Ost trifft Geschichtsdidaktik West - Transformationsprozesse der Disziplin 1989-93
    Warum kommt die DDR immer mal wieder? Warum passiert mir das, seitdem ich in Bielefeld bin, seitdem ich älter werde? Und ich schiebe diese Fragen beiseite, indem ich sie professoíonalisiere. Statt mich selbst zu betrachten, mache ich andere zum Objekt. In der Absicht, ihnen die Rolle des Subjekts wiederzugeben. Das alles ist eine kryptische Vorrede. Dann eben sachlicher: Zwischen 1989 und 1993 vollzog sich ein gesellschaftlicher Umbruch, der immer noch große Fagen aufbibt. Und das gilt auch für die Diszplin. Eine Geschichtsmethodik (DDR) traf auf eine Geschichtsdidaktik (BRD). Es gab intensiven Austausch, fachlich und persönlich. Am Ende, nach nur sehr wenigen Jahren, waren die meisten Ostwissenschftlerinnen und -wissenschaftler abgewickelt und entlassen. Die Stellen wurden gestrichen oder mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Westen besetzt. In den verdienstvollen Interviewbänden der letzten Jahre fehlt diese Perspektive. Den Bemühungen um eine Disziplingeschichte der Geschichtsdidaktik wollen die Kollegen Frank Britsche (Leipzig), Martin Buchsteiner (Greifswald), Martin Nitsche (Aarau) und ich etwas hinzufügen. Wir führen Interviews mit den Kolleginnen und Kollegen in Ost und West, Gespräche mit denen, die bereit sind, mit uns zu reden. Was dabei herauskommen wird, ist noch einigermaßen offen. Hoch spannend und noch immer und mehr denn je ein sensibles Thema. In Ost wie West. Das sein schon mal als erstaunliches Ergebnis festgestellt.

  • Laufende Disserationen

  • Michael Brunnert: Geschichtskultur und Schule – Herausforderungen und Perspektiven eines tragfähigen Konzeptes zum Umgang mit Geschichtskultur im Unterricht
  • Susan Krause: Blinde Zugänge zur Vergangenheit!? – Empirische Untersuchung zur historischen Imagination Blinder als Beitrag zur inklusiven Geschichtsdidaktik
  • Vanessa Neumann: Geisteswissenschaften im Labor? Die Auswirkungen eines Besuches im Schüler*innenlabor auf die Selbstwirksamkeitserwartung von Schüler:innen und Doktorand:innen
  • Judit Ramb: Rassismuskritik und Historisches Denken. Grundlegung einer rassismuskritischen Geschichtsdidaktik
  • Deniz Yorulmaz: Geschichtsbilder aus der Ferne. Der türkische Konsulatsunterricht in Deutschland

  • Betreute Qualifikationsarbeiten

  • Marie-Luise Friesen: Kompetenzorientierter Geschichtsunterricht? Eine Betrachtung des Kernlehrplans für das Unterrichtsfach Geschichte in Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2019 - B.A. 2023
  • Lisa Duller: Verschwörungstheoretische Verweise im Deutschrap. Eine historisch-kritische Untersuchung - B.A. 2023
  • Hannah Schürkamp: Narrative Perspectives and the Historical Biopic. Critical Implications of Voices and Focalisation for (Hi)stories in 'The Imitation Game' (2014) - B.A. 2023
  • Hermann Wittekind Ottensmeier: Der öffentliche Diskurs über das Bielefelder Bismarckdenkmal. Eine vergleichende Analyse - B.A. 2022
  • Vincent Demaj: Bildet der deutsche Gangster Rap einen Einstieg in den Verschwörungsglauben und welche Rolle spielen dabei historische Versatzstücke? - M.Ed. 2022
  • Lisa Magdalena Uphaus: Konstruktion einer Verschwörungstheorie - Eine Analyse zur Zeitung 'Der Stürmer' hinsichtlich Ritualmordbeschuldigungen zwischen 1933 und 1945. - M.A. 2022
  • Lisbeth Riechmann: Geschlechtergeschichtliche Perspektiven im Geschichtsbuch – Eine exemplarische Untersuchung. - B.A. 2022
  • Daniel Kauder: Anspruch und Realität – Erinnerung Christian Meiers zur Gründung der Universität Bielefeld im Vergleich zu Archiv- und Literaturfunden. - B.A. 2022
  • Lennart Neuhäuser: Die Sinnhaftigkeit und Relevanz der Sachkompetenz im Geschichtsunterricht. - B.A. 2022
  • Lindre Zalewski: Das geteilte Deutschland im Geschichtsunterricht. Ein geschichtsdidaktischer Unterrichtsentwurf. - M.Ed. 2022
  • Janik Römbke: Vergangenheitsbewältigung mit Jojo Rabbit – Die Aufarbeitung der NS-Zeit mithilfe einer modernen Hollywood Komödie - M.Ed. 2021
  • Francisca Schultz: Historisches Lernen mit Kinderbüchern. Ein Vergleich zweier Kinderbücher über das alte Ägypten - B.A. 2021
  • Franziska Josten: Geschichtswissenschaft im Zeichen des anthropogen bestimmten Klimawandels: Anwendungspotential evolutionsbiologischer Theorien. - M.Ed. 2021
  • Barron Bastian Jasper ter Höfte: Nachkolorierte Bilder im Geschichtsunterricht – Verfälschung des Quellenmaterials oder zukunftsweisende Möglichkeit historischen Lernens? - B.A. 2021
  • Marcus Wystub: Die Erfahrung des vergangenen Anderen. Imagination von Vergangenheit als Möglichkeit des Lernens im Geschichtsunterricht. - B.A. 2020
  • Carlo Jordan: Der Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn in der Historiographie von Johann Nepomuk Buchinger (1843) bis Wolfgang Weiß (2017). Eine Analyse anhand des Konzeptes der ‚Personifizierung’ nach Klaus Bergmann. - B.A. 2020
  • Louise Carnapete: Internet-Memen in geschichtswissenschaftlicher Perspektive - B.A. 2019
  • Julius Specht: Der historische Regionalroman ‚Der Mordfall Franziska Spiegel‘ im Geschichtsunterricht. Didaktische Analyse, Diskussion und Unterrichtsvorschläge - M.Ed. 2019
  • Julia Westphal: Beruf- und Privatleben unter Vorgaben, Ermahnungen und Strafen. Die Arbeit von togoischen Lehrkräften an den Schulen der Norddeutschen (Bremer) Mission - B.A. 2018
  • Thilo Dreier: Schüleressays zur Erschließung von historischen Schülervorstellungen? – Eine empirische Untersuchung - M.Ed. 2018
  • Nathalie Braisdell: Fußball und Geschichte – Passt das? Das Stadion und sein Umfeld als Lernort - B.A. 2018
  • Jan Stengel: Historische Narrativität und Ästhetische Forschung – Ein ästhetisches Schülerprojekt bietet Anlass zum Gespräch - M.Ed. 2018
  • Julia Willmann: Außerschulische Lernorte. Der Friedhof als Lernort - M.Ed. 2018
  • Herbert Peters: Ist LeMO für historisches Lernen geeignet - B.A. 2017
  • Sarah Riepe: Geschichtsbewusstsein in der Grundschule. Eine empirische Studie über historische Kompetenzen von Drittklässlern vor und nach einer unterrichtlichen Intervention zum Thema ‚Berufe im Mittelalter' - M.Ed. 2017