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Zur Wirkung allgemein
Der "Goldene Topf" ist neben dem "Fräulein von Scuderi" das am häufigsten gedruckte von Hoffmanns Werken und wird auch von vielen für sein bestes gehalten. Nach dem Erstdruck in den 'Fantasiestücken' (siehe unter ENTSTEHUNG) wurde es zunächst in den Gesamtausgaben oder 'Ausgewählten Werken' wiederholt aufgelegt, bis es 1868 als Nummer 101 in Reclams Universalbibliothek erstmals gesondert erschien.
Im Allgemeinen wird Hoffmann im 19. Jahrhundert allerdings noch nicht zu den großen Autoren gezählt, jedenfalls nicht in Deutschland. In Frankreich hingegen, wo man ihn früh übersetzte, war er bald der bekannteste deutsche Romantiker. Das hat viel mit der Tatsache zu tun, dass das Besondere an seinen Erzählungen nicht die Sprache, sondern der amüsant-fantastische Inhalt ist, dem eine Übersetzung nichts anhaben kann. Bei Novalis, Brentano oder Eichendorff, bei denen die Wirkung sehr viel mehr vom Wortklang und der Satzmelodie abhängt, geht in solchen Fällen das Beste oft verloren.
Hoffmanns Popularität zumal in Frankreich hat auch dazu geführt, dass hier der 'Goldene Topf' schon im 19. Jahrhundert mehrmals illustriert worden ist, während es aus dieser Zeit nur eine einzige deutsche Ausgabe mit Illustrationen gibt (siehe die Zeichnung von Hosemann zur SIEBENTEN VIGILIE). Das änderte sich erst um 1900, als sich die 'Neuromantik' (wie auch die Wissenschaft dieser Zeit: Sigmund Freud) bevorzugt der Psyche zuwandte und die von Hoffmann geschilderten abnormen Seelenzustände auf ein größeres Interesse stießen. In den nachfolgenden Jahrzehnten wurde der 'Goldene Topf' viele Male neu aufgelegt und mehr als ein Dutzend Mal auch illustriert. Die nachfolgende Auswahl berücksichtigt 14 der über 30 illustrierten Ausgaben dieses Werkes und versucht besonders die Vielfalt in der Wiedergabe der fantastischen Momente der Geschichte zu dokumentieren.
Benutzte Literatur: Riemer,  
E.T.A. Hoffmann und seine Illustratoren, 1978
Erste Vigilie
Sprung zur Textstelle Auf das Zetergeschrei, das die Alte erhob, verließen die Gevatterinnen ihre Kuchen- und Branntweintische ...
Tuschzeichnung von Hanns Georgi (1950)
Sprung zur Textstelle ... sodass er, vor Ärger und Scham verstummend, nur seinen kleinen, nicht eben besonders gefüllten Geldbeutel hinhielt, den die Alte begierig ergriff und schnell einsteckte.
Aquarell von Ludwig Enders (1918)
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Sprung zur Textstelle Unter einem Holunderbaume, der aus der Mauer hervorgesprossen, fand er ein freundliches Rasenplätzchen; da setzte er sich hin und stopfte eine Pfeife von dem Sanitätsknaster ...
Zeichnung von Walter Wellenstein (1957)
Sprung zur Textstelle Durch alle Glieder fuhr es ihm wie ein elektrischer Schlag, er erbebte im Innersten - er starrte hinauf, und ein Paar herrliche dunkelblaue Augen blickten ihn an ...
Aquarell von Richard Teschner (1913)
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Die von Jindra Capek illustrierte Geschenk-Ausgabe
Zweite Vigilie
Sprung zur Textstelle "Der Herr ist wohl nicht recht bei Troste!", sagte eine ehrbare Bürgersfrau, die vom Spaziergange mit der Familie heimkehrend, stillstand ...
Federzeichnung von Hans-Jürgen Kallmann (1948)
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Sprung zur Textstelle "In eurem Gesange erscheinen ja wieder die holden lieblichen dunkelblauen Augen - ach, seid ihr denn unter den Fluten!" - So rief der Student Anselmus und machte dabei eine heftige Bewegung, als wolle er sich gleich aus der Gondel in die Flut stürzen.
Zeichnung von Jindra Capek (1995)
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Sprung zur Textstelle Die Klingelschnur senkte sich hinab und wurde zur weißen durchsichtigen Riesenschlange, die umwand und drückte ihn, fester und fester ihr Gewinde schnürend, zusammen ...
Lithographie von Karl Thylmann (1913)
Dritte Vigilie
Sprung zur Textstelle Aber in der Mitte des Tals war ein schwarzer Hügel, der hob sich auf und nieder wie die Brust des Menschen, wenn glühende Sehnsucht sie schwellt.
Aquarell von Richard Teschner (1913)
Sprung zur Textstelle Der Jüngling Phosphorus legte eine glänzende Rüstung an, die in tausendfarbigen Strahlen spielte, und kämpfte mit dem Drachen ...
Aquarell von Ludwig Enders (1918)
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Sprung zur Textstelle Zum zweiten Male brachen die Anwesenden in ein schallendes Gelächter aus, aber dem Studenten Anselmus wurde ganz unheimlich zumute, und er konnte dem Archivarius Lindhorst kaum in die starren ernsten Augen sehen ...
Lithographie von Karl Thylmann (1913)
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Sprung zur Textstelle "Der Archivarius war heute einmal wieder in seiner besonderen Laune, morgen ist er gewiss sanftmütig und spricht kein Wort ..."
Aus dem Skizzenbuch von Fritz Fischer (1960)
Vierte Vigilie
Sprung zur Textstelle Der Student Anselmus schaute hin, und, o Wunder! der Stein warf wie aus einem brennenden Fokus Strahlen rings herum ...
Aquarell von Richard Teschner (1913)
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Sprung zur Textstelle Schon war er in der Nähe des Kosel'schen Gartens, da setzte sich der Wind in den weiten Überrock und trieb die Schöße auseinander, dass sie wie ein Paar große Flügel in den Lüften flatterten.
Zeichnung von Edmund Schaefer (1913)
Fünfte Vigilie
Sprung zur Textstelle Aber hinter jedem Schränkchen, das Veronika wegrückte, hinter den Notenbüchern, die sie vom Klavier, hinter jeder Tasse, hinter der Kaffeekanne, die sie aus dem Schrank nahm, sprang jene Gestalt wie ein Alräunchen hervor ...
Lithographie von Karl Thylmann (1913)
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Sprung zur Textstelle Drinnen regte und bewegte sich alles, es war ein Sinne verwirrendes Quieken und Miauen und Gekrächze und Gepiepe durcheinander.
Aquarell von Ludwig Enders (1918)
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Sprung zur Textstelle Veronika wollte davoneilen, da fiel die Alte weinend und jammernd auf die Knie nieder und rief, das Mädchen am Kleide festhaltend: "Veronikchen, kennst du denn die alte Liese nicht mehr ..."
Zeichnung von Alfred Kubin (1947)
Sechste Vigilie
Sprung zur Textstelle ... da trat der Archivarius Lindhorst in einem weiten damastnen Schlafrock heraus und rief: "Nun, es freut mich, Herr Anselmus, dass Sie endlich Wort halten ..."
Zeichnung von Hans Kohl (1984)
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Sprung zur Textstelle Im tiefen Dunkel dicker Zypressenstauden schimmerten Marmorbecken, aus denen sich wunderliche Figuren erhoben, Kristallenstrahlen hervorspritzend, die plätschernd niederfielen in leuchtende Lilienkelche ...
Aquarell von Richard Teschner (1913)
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Sprung zur Textstelle ... in der Mitte des Zimmers ruhte auf drei aus dunkler Bronze gegossenen ägyptischen Löwen eine Porphyrplatte, auf welcher ein einfacher goldener Topf stand ...
Federzeichnung von Edmund Schaefer (1913)
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Sprung zur Textstelle Da wehte es wie in leisen, leisen, lispelnden Kristallklängen durch das Zimmer: "Ich bin dir nahe - nahe - nahe! - Ich helfe dir - sei mutig - sei standhaft, lieber Anselmus! - Ich mühe mich mit dir, damit du mein werdest!"
Zeichnung von Hanns Georgi (1950)
Siebente Vigilie
Sprung zur Textstelle Endlich klopfte der Konrektor Paulmann die Pfeife aus, sprechend: "Nun ist es doch wohl Zeit, sich zur Ruhe zu begeben." "Jawohl", erwiderte die durch des Vaters längeres Aufbleiben beängstete Veronika, denn es schlug längst zehn Uhr.
Zeichnung von Alfred Kubin (1947)
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Sprung zur Textstelle Da schlängelten und kreuzten sich blaue Blitze vor ihnen her, und Veronika wurde inne, dass der Kater, knisternde Funken sprühend und leuchtend, vor ihnen herumsprang ...
Federzeichnung von Theodor Hosemann (1844)
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Sprung zur Textstelle Ganz im blendenden Feuer der unter dem Dreifuß emporflackernden Flammen steht das engelschöne Gesicht, aber in dem Entsetzen, das seinen Eisstrom darüber goss, ist es erstarrt zur Totenbleiche ...
Aquarell von Richard Teschner (1913)
Sprung zur Textstelle Ihr gegenüber sitzt auf dem Boden niedergekauert ein langes, hageres, kupfergelbes Weib mit spitzer Habichtsnase und funkelnden Katzenaugen; aus dem schwarzen Mantel, den sie umgeworfen, starren die nackten knöchernen Arme hervor ...
Aquarell von Ludwig Enders (1918)
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Sprung zur Textstelle Aber da brauste es mächtig durch die Lüfte, es war, als rausche ein ungeheurer Adler herab, mit den Fittichen um sich schlagend ...
Zeichnung von Hans-Jürgen Kallmann (1948)
Achte Vigilie
Sprung zur Textstelle "Serpentina! holde Serpentina!", rief Anselmus wie im Wahnsinn des höchsten Entzückens, denn sowie er schärfer hinblickte, da war es ja ein liebliches herrliches Mädchen ...
Lithographie von Karl Thylmann (1913)
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Sprung zur Textstelle Sie setzte sich neben dem Anselmus auf denselben Stuhl, ihn mit dem Arm umschlingend und an sich drückend, sodass er den Hauch, der von ihren Lippen strömte, die elektrische Wärme ihres Körpers fühlte.
Zeichnung von Karl Staudinger (1947)
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Sprung zur Textstelle Und damit schnappte er mit den Fingern, aus denen große Funken strömten, die die Pfeifen schnell anzündeten.
Zeichnung von Fritz Fischer (1960)
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Sprung zur Textstelle Im Linke'schen Bade trank der Registrator Heerbrand so viel starkes Doppelbier, dass er ... endlich von dem Studenten Anselmus zu Hause gebracht werden musste ...
Zeichnung von Alfred Kubin (1947)
Neunte Vigilie
Sprung zur Textstelle Da ergriffen der Student Anselmus und der Registrator Heerbrand die Punschterrine, die Gläser und warfen sie jubelnd und jauchzend an die Stubendecke, dass die Scherben klirrend und klingend umhersprangen.
Zeichnung von Eva Schwimmer (1942)
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Sprung zur Textstelle Da ging die Tür auf, alles war plötzlich still, und es trat ein kleiner Mann in einem grauen Mäntelchen herein. Sein Gesicht hatte etwas seltsam Gravitätisches ...
Zeichnung von Hanns Georgi (1950)
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Sprung zur Textstelle ... und alle sahen nun wohl, dass das gravitätische Männlein eigentlich ein grauer Papagei war.
Zeichnung von Edmund Schaefer (1913)
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Sprung zur Textstelle "Wahnsinniger! erleide nun die Strafe dafür, was du im frechen Frevel tatest!" - So rief die fürchterliche Stimme des gekrönten Salamanders, der über den Schlangen wie ein blendender Strahl in den Flammen erschien ...
Aquarell von Richard Teschner (1913)
Zehnte Vigilie
Sprung zur Textstelle Der Student Anselmus wurde gewahr, dass neben ihm auf demselben Repositorium noch fünf Flaschen standen, in welchen er drei Kreuzschüler und zwei Praktikanten erblickte.
Zeichnung von Richard Teschner (1913)
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Sprung zur Textstelle Aber nun fuhren wie aus dem Innern des Archivarius flackernde zischende Strahlen auf die Alte ... Sausend und brausend fuhren in wütendem Kampfe Kater und Papagei umher ...
Lithographie von Karl Thylmann (1913)
Eilfte Vigilie
Sprung zur Textstelle Da schritt der Hofrat Heerbrand auf sie zu, erwähnte in wohlgesetzter Rede ihres Namenstages und überreichte ihr den duftenden Blumenstrauß nebst einem kleinen Päckchen ...
Lithographie von Karl Thylmann (1913)
Sprung zur Textstelle Aber die Veronika hörte nicht darauf, sondern stand schon vor dem Spiegel, um die Wirkung des Geschmeides, das sie bereits in die kleinen Öhrchen gehängt, zu erforschen.
Zeichnung von Richard Teschner (1913)
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Sprung zur Textstelle Veronika schaute den Hofrat mit durchdringendem Blick an und sprach: "Das wusste ich längst, dass Sie mich heiraten wollen. - Nun es sei! - ich verspreche Ihnen Herz und Hand, aber ich muss Ihnen nur gleich - Ihnen beiden nämlich, dem Vater und dem Bräutigam, manches entdecken ..."
Aquarell von Ludwig Enders (1918)
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Sprung zur Textstelle "... Nun, ich gebe meinen väterlichen Segen zu der fröhlichen Verbindung und erlaube, dass ihr euch als Braut und Bräutigam küsset." Dies geschah sofort ...
Zeichnung von Fritz Fischer (1960)
Zwölfte Vigilie
Sprung zur Textstelle "Hier", sprach er, "bringe ich Ihnen das Lieblingsgetränk Ihres Freundes, des Kapellmeisters Johannes Kreisler ... "
Zeichnung von Hans Kohl (1984)
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Sprung zur Textstelle Aber sehnsuchtsvoll schaut Anselmus nach dem herrlichen Tempel, der sich in weiter Ferne erhebt.
Aquarell von Ludwig Enders (1918)
Sprung zur Textstelle Anselmus umschlingt sie mit der Inbrunst des glühendsten Verlangens - die Lilie brennt in flammenden Strahlen über seinem Haupte.
Aquarell von Richard Teschner (1913)
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Sprung zur Textstelle Aber ich Armer! - bald - ja in wenigen Minuten bin ich selbst aus diesem schönen Saal, der noch lange kein Rittergut in Atlantis ist, versetzt in mein Dachstübchen ...
Zeichnung von Hanns Georgi (1950)