[Dritter Teil]
... und verfasste ein sogenanntes 'Kohlhaasisches Mandat', worin er das Land aufforderte, dem Junker Wenzel von Tronka, mit
dem er in einem gerechten Krieg liege, keinen Vorschub zu tun ...
Die öffentliche Ankündigung einer Fehdehandlung, wie Kohlhaas sie hier vornimmt, war eine wichtige Voraussetzung für
die Rechtmäßigkeit einer solchen Maßnahme. Unangekündigt hätte es sich bloß um Raubüberfälle gehandelt. Zur Zeit
des historischen Kohlhaas gab es für die Fehde auch wirklich noch einen Ermessensspielraum, der sich allerdings infolge der
Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols rasch verringerte.
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... nannte er sich "einen reichs- und weltfreien, Gott allein unterworfenen Herrn" ...
In der Fachliteratur wird darüber gestritten, ob Kohlhaas die Autorität des Kaisers damit noch anerkennt oder nicht, doch hat dies
für die Bewertung seiner Selbsteinschätzung keine Bedeutung. So oder so hat sie mit seiner tatsächlichen
Stellung in der Welt nichts zu tun, sondern kann nur mit Kleists eigenen Vorstellungen von einem - seinem - autonomen und souveränen Ich
erklärt werden (Weiteres siehe unter
GESTALTUNG).
... Aussicht auf Beute unter dem Gesindel, das der Friede mit Polen außer Brot gesetzt hatte ...
Friede mit Polen = möglicherweise eine Anspielung auf das Ende der Kämpfe gegen die Türken im Jahre 1538.
... zog er am Tage des heiligen Gervasius selbst aus, um den Drachen, der das Land verwüstete, zu fangen.
Tag des heiligen Gervasius = 19. Juni
... und nachdem er den Landvogt durch geschickte Märsche fünf Meilen von der Stadt hinweggelockt ...
Meilen = die Landmeile maß 7½ Kilometer.
... die ihn mit Essenzen und Irritanzen wieder ins Leben zurückzubringen suchten.
Irritanzen = anscheinend ein von Kleist gebildeter Begriff für Riechmittel.
... und da ein Haufen von hundertundachtzig Reisigen, den man gegen ihn ausschickte, zersprengt in die Stadt zurückkam ...
Reisige = berittene Soldaten (abgeleitet von 'Reise').