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[Dritter Teil]
Sprung zur Textstelle Kohlhaas, der beim Eintritt in den Saal einen Junker Hans von Tronka ... bei der Brust fasste und in den Winkel des Saals schleuderte, dass er sein Hirn an den Steinen verspritzte, fragte ..., wo der Junker Wenzel von Tronka sei.
Mit dieser Gewalttat setzt sich Kohlhaas im Grunde ins Unrecht. Wenn es sein Ziel ist, den Junker Wenzel von Tronka zu ergreifen und samt der Rappen nach Kohlhaasenbrück zu bringen, um ihn dort - notfalls mit der Peitsche - dazu zu zwingen, diese wieder dick zu füttern, so ist diese Tat nicht zu rechtfertigen. Er dürfte des Junkers Gefolge einsperren, bei Gegenwehr auch töten, aber nicht willkürlich alle, die ihm in der Tronkenburg über den Weg laufen, als Mitschuldige umbringen.
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Sprung zur Textstelle ... nannte er sich "einen reichs- und weltfreien, Gott allein unterworfenen Herrn", eine Schwärmerei krankhafter und missgeschaffener Art ...
Die sonderbar starken Worte, die Kleist zur Verurteilung der Selbsterhöhung von Kohlhaas wählt, sind nicht frei von einem ironischen Unterton, da dieser Zug an Kohlhaas neben seinen Metzeleien und Brandstiftungen ja eher nebensächlich ist. Es schwingt fast ein Wohlwollen darin mit, so als sollten wir hören: so ganz falsch ist es nicht, was Kohlhaas von sich denkt, aber muss er es so laut sagen? Es ist Kleist, der sein Selbstverständnis als eines souveränen, nur sich und seiner dichterischen Mission verpflichteten Menschen darin ausdrückt, dies ist die einzige Erklärung, die es für diesen ganz unhistorischen, in keiner der Quellen auch nur angedeuteten Wesenszug von Kohlhaas gibt.
Sprung zur Textstelle Er nannte sich in dem Mandat ... einen Statthalter Michaels des Erzengels, der gekommen sei, ... mit Feuer und Schwert die Arglist, in welcher die ganze Welt versunken sei, zu bestrafen ... das Mandat war mit einer Art von Verrückung unterzeichnet: "Gegeben auf dem Sitz unserer provisorischen Weltregierung, dem Erzschlosse zu Lützen."
Hier fällt die Verurteilung Kohlhaasens eher milde aus - nur 'eine Art von Verrückung' ist an ihm zu bemerken. Wenn man bedenkt, welche Gotteslästerung, den gewöhnlichen Maßstab angelegt, seine Erklärung bedeutet, könnte man sich ganz andere Abrechnungen mit ihm vorstellen. Da jedoch alles, was er sonst sagt und tut, gut überlegt wirkt, soll dieses Selbstverständnis wohl nicht ganz abwegig sein, nur vielleicht ein bisschen zu viel Pathos in die Mission hineinlegen, die er tatsächlich hat.