Epochenumbruch um 1900: Naturalismus - Symbolismus - Expressionismus
Das Jahr 1900 bedeutete nicht nur das Ende des 19. und den Beginn des 20. Jahrhunderts, sondern im Empfinden der Zeitgenossen und auch in der Rückschau war es verbunden mit dem Durchbruch der Moderne. Zu Recht lässt sich von einem Epochenumbruch an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sprechen. In der wachsenden Sprannung zwischen fortschreitender Entwicklung zur Industriegesellschaft und starr-konservativen politischen und gesellshcaftlichen Verhältnissen mit nicht mehr tragfähigen kulturellen Werten machte sich in der jungen Generation das Gefühl vo nSinnentleerung, Langeweile und Untergangsstimmung breit.
Mit dem Ende des bürgerlichen Zeitalters gerieten auch überkommene künstlerische Gestaltungsmittel in die Kritik der jungen Dichter, Maler und Musiker. Sie suchten navch neuen Wegen, um ihr inneres Erleben, das Gefühl der Desorientierung adäquat auszudrücken. Die Darstellung der Welt, die nicht mehr als schön erlebt wurde, äußerte sich in einer Ästhetik des Hässlichen, im Zerbrechen der harmonischen Formen, in Provokation und Schock. Vielfalt, Unterschiedlichkeit und Widersprüchlichkeit prägten Literatur und Kunst um die Jahrhundertwende.
Die daraus resultierende Stilvielfalt bezeichnet man als Beginn der Moderne. Für diese unterschiedlichen, aber zeitgleichen Strömungen gibt es etliche Bezeichnungen:
Naturalismus, Impressionismus, Symbolismus, Dekadenz, Fin de siècle, Jugendstil, Neuromantik, Neuklassik, Expressionismus.
Hier findet ihr eine JClic-Übung, bei der ihr verschiedene Gedichte oder Bilder den einzelnen Strömungen zuordnen könnt.
Gottfried Benn:
Morgue
Schöne Jugend (1912)
Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf gelegen hatte,
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach, war die Speiseröhre so löcherig.
Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchgfell
fand man ein Nest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die andern lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte blut und hatten
hier eine schöne Jungend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!
Erklärung: Morgue = Leichenschauhaus.
Arbeitsaufträge:
1) Welchen Aspekt des Todes stellt der Dichter hier ins Zentrum?
2) Inwiefern kann man hier von einer Ästhetisierung des Todes sprechen?
3) Stelle das Bild "Liebespaar in Wellen" von Edvard Munch in Bezug zu dem Gedicht von Gottfried Benn.
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Edvard Munch: Liebespaar in Wellen (1869)
Edvard Munch, (geboren am 12. Dezember 1863 in Løten, Hedmark, Norwegen; † 23. Januar 1944 auf Ekely in Oslo) war ein norwegischer Maler und Grafiker.
Munch gilt als Bahnbrecher für die expressionistische Richtung in der Malerei der Moderne. In Deutschland und Mitteleuropa genoss er früh den Ruf eines Epoche machenden Neuschöpfers.
Heute sind seine Eigenart und sein Status schon längst im übrigen Europa und in der Welt anerkannt. Am bekanntesten sind die Werke Munchs aus den 1890er Jahren.
Seine spätere Produktion aber erregt zunehmend Aufmerksamkeit und scheint die Künstler unserer Gegenwart in besonderem Maße zu inspirieren.
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