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Vierundzwanzigstes Kapitel
Sprung zum Absatz 08 des Romantextes
"... sagte sie halblaut und beinahe wie abwesend: 'Ein junges Lämmchen weiß wie Schnee.'"
Anfangsvers des Gedichtes "Das Lämmgen" in den "Wiegenliederchen" (1772) von Friedrich Justin Bertuch (1747-1822), das in der Schreibweise der Handlungszeit lautet:
Ein junges Lämmchen, weiß wie Schnee,
Ging einst mit auf die Weide,
Und sprang mutwillig in dem Klee
Mit ausgelassner Freude.
Es hüpfte über Stock und Stein
Mit unvorsicht'gen Sprüngen.
"Kind! rief die Mutter, Kind! halt ein!"
Die Lust wird nicht gelingen.
Allein das Lämmchen hüpfte fort,
Berg auf Berg ab in Freuden.
Doch bald mußt' es, am Hügel dort,
Für seinen Leichtsinn leiden.
Am Hügel lag ein großer Stein,
Den wollt' es überspringen;
Allein es sprang und - brach ein Bein;
Aus war nun Lust und Springen. -
O lieben, muntern Kinder! schreibt
Tief in die jungen Herzen:
Die Freuden, die man übertreibt,
Die Freuden werden Schmerzen.
Der zitierte Anfangsvers soll zweifellos andeuten, dass Effis Verhältnis zu Crampas in Kessin nicht unbemerkt geblieben ist, und alles andere wäre den Umständen nach auch unwahrscheinlich. Das verdeutlicht aber auch noch einmal, welches Risiko Effi eingegangen ist - am Ende ein größeres, als man ihr zutraut.
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Sprung zum Absatz 10 des Romantextes
"Pferd und Wagen, das sind tempi passati, mit diesem Luxus ist es in Berlin vorbei ..."
tempi passati: vergangene Zeiten. Ausspruch Kaiser Josephs II. (1741-1790) vor einem Gemälde in Venedig, auf dem Kaiser Barbarossa zu Füßen von Papst Alexander III. liegt, um sich mit ihm nach einem Kriegszug auszusöhnen.
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Sprung zum Absatz 67 des Romantextes
... eine Vorstellung im Tivoli-Theater: eine italienische Pantomime, Arlequin und Colombine.
Arlequin und Colombine: Figuren aus der italienischen Commedia dell'arte (17. Jahrhundert), einem Stegreifspiel mit festen Typen, zu denen auch Harlekin und Kolumbine gehören.
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Sprung zum Absatz 81 des Romantextes
"Glaubst Du, ... daß ich ein Orakel bin (ich kann mich nicht gleich auf den Namen der Person besinnen) ..."
Gemeint ist sicherlich die Weissagerin Pythia in Delphi, die auf einem Dreifuß über einer Erdspalte sitzend als Orakel befragt wurde.
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Sprung zum Absatz 98 des Romantextes
Dabei war es so hell, daß man die Unterschriften unter den über dem Sofa hängenden und in schmale Goldleisten eingerahmten Bildern deutlich lesen konnte: "Der Sturm auf Düppel, Schanze V" und daneben: "König Wilhelm und Graf Bismarck auf der Höhe von Lipa".
Der Sturm auf die von den Dänen verteidigten sechs 'Düppeler Schanzen' am 18. April 1864, der praktisch den Schleswig-Holstein-Krieg zugunsten Preußens entschied, ist von Fontane ausführlich geschildert worden. In seinem Buch "Der Schleswig-Holsteinische Krieg im Jahre 1864" (Berlin 1866) finden sich dazu mehrere Illustrationen, aber es gibt auch ein großes Ölgemälde exakt von der Erstürmung der Schanze V, das Fontane mit Sicherheit gekannt hat. Es stammt von dem Schlachtenmaler Fritz Schulz (1823-1875), der regelmäßig auf den Berliner Kunstausstellungen vertreten war und dessen Bilder von Fontane auch verschiedentlich besprochen wurden.
Fritz Schulz (1865): Die Erstürmung der Düppeler Schanze V. - Landesbibliothek Schleswig-Holstein, Kiel.
Das Motiv "König Wilhelm und Graf Bismarck auf der Höhe von Lipa" bezieht sich auf die Schlacht von Königgrätz am 3. Juli 1866, die Preußen den Sieg über Österreich brachte und damit den Weg zur Gründung des Deutschen Reiches frei machte. Die Berliner Nationalgalerie besaß davon ein Ölbild von Georg Bleibtreu (1828-1892), auf das Fontane in einer Ausstellungs-Besprechung auch anspielt. Darüber hinaus schildert er die betreffende Situation in seinem Buch "Der deutsche Krieg von 1866" und teilt dazu die folgende Anekdote mit: Als sich König Wilhelm hier an die Spitze der angreifenden preußischen Kavallerie habe setzen wollen, sei Bismarck ihm mit den Worten zur Seite geritten: "Als Major habe ich Ew. Majestät auf dem Schlachtfelde keinen Rat zu ertheilen, als Ministerpräsident bin ich aber verpflichtet, Ew. Majestät zu bitten, sich nicht auf diese Weise der Gefahr auszusetzen." Der König sei daraufhin zurückgeblieben und habe sich den Angriff nur aus der Ferne angesehen.
Georg Bleibtreu (1869): Die Schlacht von Königgrätz (Ausschnitt). - Deutsches Historisches Museum, Berlin.
Effis Vorbehalte gegen diese Bilder - "Ich kann so 'was Kriegerisches nicht leiden" - sollen sicherlich in erster Linie einen Frauenstandpunkt dokumentieren und erst danach - vielleicht - eine Kritik an der Glorifizierung preußischer Siege sein. Fontane hat Bilder dieser Art eher vom Malerischen her infrage gestellt, sie waren ihm geschichtlich zu unergiebig.
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Sprung zum Absatz 107 des Romantextes
Und sie legte den Kopf in ihre Arme und weinte bitterlich.
Vgl. Matthäus 26,75: "Da dachte Petrus an die Worte Jesu ... und ging hinaus und weinte bitterlich."