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Viertes Kapitel
Sprung zum Absatz 04 des Romantextes
"... Was meinst Du, Luise? Wollen wir nachexerzieren? Spät kommt ihr, doch ihr kommt."
Mit 'Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt' zitiert Briest den ersten Satz von Friedrich Schillers "Piccolomini" (1799), wo der in Pilsen eintreffende Graf Isolan von Wallensteins Vertrautem Illo so begrüßt wird.
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... während Hulda das Käthchen von Heilbronn in der Hollunderbaumszene darstellen sollte, Leutnant Engelbrecht von den Husaren als Wetter vom Strahl ...
In der 'Holunderbaumszene' - 4. Akt, 2. Auftritt von Heinrich von Kleists "Käthchen von Heilbronn" (1810) - erzählt das unter einem Holunderbaum im Schlaf liegende Käthchen dem Grafen Wetter vom Strahl von einem Traum, aus dem dieser erkennt, warum sie ihm so unbeirrt folgt und dass sie die ihm vorbestimmte Braut und Kaisertochter ist. Käthchen, die selbst von ihrer Herkunft nichts weiß, sondern sich für die Tochter eines Waffenschmieds hält, spricht den Grafen immer mit "Hoher Herr" an.
Wenn sich Briest über diese Anrede hinsichtlich des Verhältnisses Effis zu Innstetten ärgert und dazu bemerkt, die Briests stünden höher als die Innstettens, so missversteht er den Zusammenhang deshalb eigentlich. Käthchen als Kaisertochter steht ja höher als der Graf. Die Kränkung für ihn läge vielmehr darin, dass Effi nicht seine Tochter wäre, sondern einem Verhältnis seiner Frau mit dem Kaiser (Wilhelm I.) entstammen würde. Auch die Bemerkung, Innstetten werde ja wohl kein 'verkappter Hohenzoller' sein, folgt diesem Irrtum, da vielmehr Effi als 'verkappter Hohenzoller' angesehen werden müsste. Indessen ist dieses Missverständnis, da Fontane Kleists Drama gut kannte, wohl kein Versehen. Briest hört nur den Wortlaut und poltert los, von dem Stück im Ganzen weiß er nichts. Ebenso haben aber auch natürlich die Vorführenden und die sonstigen Gäste diesen Zusammenhang nicht im Blick.
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... und hübscher und poetischer als »Aschenbrödel«, das sie noch am letzten Abend in Berlin gesehen hätte, ... könne es ja doch nicht sein.
Aschenbrödel ist ein Lustspiel (1867) nach dem gleichnamigen Grimm'schen Märchen von Roderich Benedix (1811-1873). Das Stück versetzt die Märchenhandlung in ein Internat der Gegenwart, wo Elfriede, ein Mädchen unbekannter Herkunft, die Aschenbrödelrolle hat. Nach allerlei Verwicklungen und einem sie aufrichtenden Liebeserlebnis erwacht sie im letzten Akt als Gräfin und Braut ihres - ebenfalls gräflichen - Geliebten. - Fontane hat Aufführungen dieses Stückes im Berliner Schauspielhaus wiederholt besprochen. Das Aschenbrödel-Märchen wird bereits in Kap.2, Abs.14 berührt, wo sich Effi aus einem Aschenpuddel in in fünf Minuten in eine Prinzessin verwandeln will.
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"... das hast Du von deinem Vater, dem nichts heilig ist, und der neulich sogar sagte: Niemeyer sähe aus wie Lot. ... Ein Glück, daß Niemeyer nur die einzige Tochter hat, dadurch fällt es eigentlich in sich zusammen."
Im 1. Buch Mose, Kapitel 19, wird erzählt, dass die beiden Töchter Lots, die keinen Mann für sich wissen, ihren Vater betrunken machen und verführen, um ein Kind von ihm zu bekommen. Über die dabei gezeugten Söhne setzt sich sein Geschlecht dann fort. - Die Übertragung auf Niemeyer wird erst dadurch zum Witz, dass Luise von Briest einen Unterschied zwischen einer und zwei Töchtern macht - der eigentlich am wenigsten geeignete Punkt, den Vergleich infrage zu stellen.