
Ende August war da, der Hochzeitstag (3. Oktober) rückte
näher, und sowohl im Herrenhause wie in der Pfarre und Schule
war man unausgesetzt bei den Vorbereitungen zum Polterabend. Jahnke,
getreu seiner Fritz-Reuter-Passion, hatte sich's als etwas besonders
»Sinniges« ausgedacht, Bertha und Hertha als Lining
und Mining auftreten zu lassen, natürlich plattdeutsch, während
Hulda das Käthchen von Heilbronn in der Holunderbaumszene
darstellen sollte, Leutnant Engelbrecht von den Husaren als Wetter
vom Strahl. Niemeyer, der sich den Vater der Idee nennen durfte,
hatte keinen Augenblick gesäumt, auch die verschämte
Nutzanwendung auf Innstetten und Effi hinzuzudichten. Er selbst
war mit seiner Arbeit zufrieden und hörte gleich nach der
Leseprobe von allen Beteiligten viel Freundliches darüber,
freilich mit Ausnahme seines Patronatsherrn und alten Freundes
Briest, der, als er die Mischung von Kleist und Niemeyer mit angehört
hatte, lebhaft protestierte, wenn auch keineswegs aus literarischen
Gründen. »Hoher Herr und immer wieder Hoher Herr - was
soll das? Das leitet in die Irre, das verschiebt alles. Innstetten,
unbestritten, ist ein famoses Menschenexemplar, Mann von Charakter
und Schneid, aber die Briests - verzeih den Berolinismus, Luise -
die Briests sind schließlich auch nicht von schlechten Eltern.
Wir sind doch nun mal eine historische Familie, lass mich
hinzufügen Gott sei Dank, und die Innstettens sind es
nicht;
die Innstettens sind bloß alt, meinetwegen Uradel, aber
was heißt Uradel? Ich will nicht, dass eine Briest
oder doch mindestens eine Polterabendfigur, in der jeder das Widerspiel
unserer Effi erkennen muss - ich will nicht, dass eine
Briest mittelbar oder unmittelbar in einem fort von 'Hoher Herr'
spricht. Da müsste denn doch Innstetten wenigstens ein
verkappter Hohenzoller sein, es gibt ja dergleichen. Das ist er
aber nicht, und so kann ich nur wiederholen, es verschiebt die
Situation.«