Ach wie mir das durch alle Adern läuft, wenn mein Finger
unversehens den ihrigen berührt, wenn unsere Füße sich
unter dem Tische begegnen! Ich ziehe zurück wie vom
Feuer, und eine geheime Kraft zieht mich wieder vorwärts -
mir wird's so schwindelig vor allen Sinnen. - O! und ihre
Unschuld, ihre unbefangne Seele fühlt nicht, wie sehr
mich die kleinen Vertraulichkeiten peinigen. - Wenn sie gar
im Gespräch ihre Hand auf die meinige legt, und im Interesse der
Unterredung näher zu mir rückt, daß der himmlische Atem
ihres Mundes meine Lippen erreichen kann: ich glaube zu versinken,
wie vom Wetter gerührt. - Und, Wilhelm! wenn ich mich jemals
unterstehe, diesen Himmel, dieses Vertrauen! - Du verstehst mich.
Nein, mein Herz ist so verderbt nicht! Schwach! schwach genug! -
Und ist das nicht Verderben?
Sie ist mir heilig. Alle Begier schweigt in ihrer Gegenwart.
Ich weiß nie, wie mir ist, wenn ich bei ihr bin; es
ist, als wenn die Seele sich mir in allen Nerven umkehrte.
Sie hat eine Melodie, die sie auf dem Klaviere spielet
mit der Kraft eines Engels, so simpel und so geistvoll! Es
ist ihr Leiblied und mich stellt es von aller Pein, Verwirrung
und Grillen her, wenn sie nur die erste Note davon greift.
