.: Forschung

    Habilitationsprojekt

    Bedeutungen handhaben. Skalierung und Formate in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts.
    Die Bedeutung von Taktilität und der haptischen Wahrnehmung von Kunstwerken ist ein etablierter Gegenstand bildlicher Darstellungen und ein anerkanntes Forschungsfeld in der Kunstgeschichte. Die Relevanz von der Handhabung künstlerischer Objekte ist hingegen in der kunsthistorischen Forschung bislang kaum systematisch untersucht worden. Üblicherweise bezieht sich der Verweis auf die Handhabung einerseits auf den logistischen Transport von Kunstwerken, andererseits auf das Wissen, wie und zu welchem Zweck Artefakte zu einer bestimmten Zeit oder zu bestimmten rituellen Anlässen gebraucht wurden. Weitestgehend unberücksichtigt bleibt dabei die kunstimmanente Bedeutung und wie Artefakte jenseits von situativen oder rituellen Performanzen in ihren materialen, skalaren sowie medialen Eigenschaften bestimmte Handhabungen konstituieren. Eine solche kunstimmanente Perspektive auf Handhabungsprozesse steht im Zentrum des Projektes. Ziel ist es einen Beitrag zu einer innovativen, transregionalen kunsthistorischen Methodik zu leisten, der weder auf einer Priorisierung des Sehens beruht, noch auf zumeist westlich geprägte ästhetische Bewertungskriterien von Kunst rekurriert. Untersucht werden u.a. Artefakte wie Künstlerbücher, Faltobjekte oder Historiskope, die konzeptuell eine physische Auseinandersetzung erfordern und dabei oftmals tradierte Gebrauchspraktiken gezielt brechen, invertieren oder zitieren. Diese Artefakte dienen Künstler*innen vor allem seit Mitte des 20. Jahrhunderts international als künstlerische Plattform und politische Bedeutungsartikulation. Mit stetig zunehmendem kunsthistorischem Interesse an solchen Objekten ist es elementar, die bedeutungsgenerierende Verbindung von Handhabung, Material und Format besser zu verstehen und analytisch herauszuarbeiten.

    How Handling Matters. Format and Scale in Art History The importance of tactility and the haptic perception of works of art is an established subject of pictorial representations and a recognized field of research in art history. The relevance of handling, however, has hardly been systematically and sufficiently considered in art historical research. On the one hand, the term handling refers to logistics and how to transport works of art, on the other hand it handling denotes historic knowledge about how to use artefacts, for which purposes or ritual practices. Commonly neglected remain the dimensions of material, scale and media and how these dimensions constitute handling beyond situational or ritual performances. Such an art-immanent perspective on handling processes is at the center of the project. The aim is to make a contribution to an innovative, transregional art-historical methodology that is neither based on prioritization of sight, nor on mostly westernized aesthetic evaluation criteria of art. The project examines artefacts such as Artist’s Books, folded objects or historiscopes (a.o.), which conceptually require a physical engagement and often deliberately deconstruct, invert or refer to traditional practices of handling. Particularly since mid- 20th century, artists have repeatedly used such artefacts as an artistic and political platform. As such objects are increasingly subjects of art historical study, the mutual meaning making process of handling, format, and scaling needs to be better understood.