»Am 14. Dezember

Was ist das, mein Lieber? Ich erschrecke vor mir selbst!
Ist nicht meine Liebe zu ihr die heiligste, reinste, brüderlichste
Liebe? Habe ich jemals einen strafbaren Wunsch in meiner Seele gefühlt? -
Ich will nicht beteuern - Und nun, Träume! O wie wahr fühlten
die Menschen, die so widersprechende Wirkungen fremden Mächten
zuschrieben! Diese Nacht! ich zittere, es zu sagen, hielt ich sie in meinen
Armen, fest an meinen Busen gedrückt, und deckte ihren liebelispelnden
Mund mit unendlichen Küssen; mein Auge schwamm in der Trunkenheit
des ihrigen! Gott! bin ich strafbar, daß ich auch jetzt noch eine
Seligkeit fühle, mir diese glühenden Freuden mit voller
Innigkeit zurückzurufen? Lotte! Lotte! - Und mit mir ist
es aus! meine Sinne verwirren sich, schon acht Tage habe
ich keine Besinnungskraft mehr, meine Augen sind voll Tränen.
Ich bin nirgend wohl, und überall wohl. Ich wünsche nichts,
verlange nichts. Mir wäre besser, ich ginge.«