
Was ist das, mein Lieber? Ich erschrekke vor mir selbst! Ist nicht
meine Liebe zu ihr die heiligste, reinste, brüderlichste Liebe? Hab
ich jemals einen strafbaren Wunsch in meiner Seele gefühlt - ich will
nicht betheuren - und nun - Träume! O wie wahr fühlten die Menschen,
die so widersprechende Würkungen fremden Mächten zuschrieben. Diese
Nacht! Ich zittere es zu sagen, hielt ich sie in meinen Armen, fest an
meinen Busen gedrükt und dekte ihren lieben lispelnden Mund mit
unendlichen Küssen. Mein Auge schwamm in der Trunkenheit des
ihrigen. Gott! bin ich strafbar, daß ich auch jezt noch eine Seligkeit
fühle, mir diese glühende Freuden mit voller Innigkeit zurük zu rufen,
Lotte! Lotte! - Und mit mir ist's aus! Meine Sinnen verwirren sich. Schon acht
Tage hab ich keine Besinnungskraft, meine Augen sind voll Thränen. Ich
bin nirgends wohl, und überall wohl. Ich wünsche nichts, verlange
nichts. Mir wärs besser ich gienge.