Wilhelm, was ist unserem Herzen die Welt ohne Liebe!
Was eine Zauberlaterne ist ohne Licht! Kaum bringst du
das Lämpchen hinein, so scheinen dir die buntesten bilder
an deine weiße Wand! Und wenn's nichts wäre als das, als
vorübergehende Phantome, so machts doch immer unser
Glück, wenn wir wie frische Jungen davor stehen, und
uns über die Wundererscheinungen entzücken. Heute
konnte ich nicht zu Lotten, eine unvermeidliche Gesellschaft
hielt mich ab. Was war zu tun? Ich schickte meinen
Diener hinaus, nur um einen Menschen um mich zu
haben, der ihr heute nahe gekommen wäre. Mit welcher
Ungeduld ich ihn erwartete, mit welcher Freude ich ihn
wiedersah! Ich hätte ihn gern beim Kopfe genommen und
geküßt, wenn ich mich nicht geschämt hätte.
Man erzählt von dem Bononischen Steine, daß er, wenn
man ihn in die Sonne legt, ihre Strahlen anzieht und eine
Weile bei Nacht leuchtet. So war mir's mit dem Burschen.
Das Gefühl, daß ihre Augen auf seinem Gesichte, seinen
Backen, seinen Rockknöpfen, und dem Kragen am Surtout geruht
hatten, machte mir das alles so heilig, so wert!
Ich hätte in dem Augenblick den Jungen nicht um tausend
Taler gegeben. Es war mir so wohl in seiner Gegenwart.
Bewahre dich Gott, daß du darüber lachest. Wilhelm,
sind das Phantome, wenn es uns wohl ist?
