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Am 1. Julius.
Quakelchen = "Quacker" war nach Frankfurter Umgangssprache der Kosename für einen kleinen Jungen, also als Liebling, Herzblatt, Sonnenschein usw. zu verstehen.
böser Humor = schlechte Laune
Vikar = Hilfspfarrer, Anwärter auf eine Pfarrstelle
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Die Pfarrhaus-Szenerie gibt ein aufschlussreiches Bild von der damaligen Wahrnehmung der Lebensalters-Stufen. Der Pfarrer hat vor 27 Jahren als armer Student seine jetzt 50jährige Frau kennengelernt, er ist also sicherlich noch nicht älter als Mitte fünfzig. Wahrgenommen aber wird er als "der Alte", geht auch bereits am Stock und ist an seinem Lebensabend angekommen. (Im Brief vom 15. September 1772 wird dann mitgeteilt, er sei bereits gestorben.) Seine Tochter ist verlobt und wird heiraten, doch hat er zugleich noch einen Sohn von vier oder fünf Jahren, das 'Quakelchen' seines Alters. So überschneiden sich zur damaligen Zeit die Generationen, zwischen dem ältesten und dem jüngsten Kind eines Ehepaares konnte leicht ein Altersabstand von 20 Jahren bestehen.
Bemerkenswert ist auch noch, dass der Pfarrer sich vornimmt, im nächsten Jahr zu einer Kur nach Karlsbad zu fahren. Dass dies sowohl als Behandlungsform wie auch den materiellen Möglichkeiten nach für einen Dorfpfarrer in Betracht kommt, würde man so leicht für diese Zeit nicht vermuten.
ende