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Zwölftes Kapitel
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»Dass dieser Augenblick in unserm Leben Epoche mache, können wir nicht verhindern...«
Epoche machen: diesen etwas hölzernen Ausdruck für einen bedeutsamen Lebensmoment oder Lebensabschnitt verwendet Goethe einige Male, besonders gleichartig im VIERTEN KAPITEL.
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Bald ergreift sie eine süße Müdigkeit und ruhig schläft sie ein.
Den Wechsel ins Präsens, der sich im folgenden Kapitel fortsetzt, hat man als Signal für ein jeweils dämonisch bestimmtes Geschehen gedeutet, unterschieden von selbstverantwortlich gesteuerten Vorgängen. Beispielhaft belegt wird das an dem im Präsens geschilderten Unfall mit dem Kind (siehe ZWEITER TEIL, DREIZEHNTES KAPITEL).
Benutzte Literatur: Brinkmann, Hennig
Durchhalten lässt sich diese Bewertung jedoch nicht. Warum wäre Eduards Wachzustand, gleich anschließend im Präsens mitgeteilt, ihm dämonisch verordnet, während sein Einschlafen im Unterschied zu dem Charlottes als selbstgesteuert gelten müsste?
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Er hing ganz seinen glücklichen Träumen nach, schlief endlich ein und erwachte nicht eher wieder, als bis die Sonne mit herrlichem Blick heraufstieg ...
Goethe war einfach kein so über jeden Zweifel erhabener Erzähler, dass man hinter jeder sprachlichen Inkonsequenz einen gestalterischen Gesamtplan vermuten muss. Sein am besten erzählter Roman sind die Leiden des jungen Werthers, ein weitgehend in der Ich-Form gehaltenes leidenschaftliches Bekenntnisbuch, das bis auf den Schluss gerade keinen neutralen Beobachter und Berichterstatter kennt.