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"Weil es nicht selten geschieht, dass ein Geschlecht mit praktischen, bürgerlichen
und trockenen Traditionen sich gegen das Ende seiner Tage noch einmal durch die Kunst verklärt. "
Thomas Mann zitiert hier gewissermaßen sich selbst - nämlich mit der Leitidee seiner 'Buddenbrooks' (1901), dem
'Verfall einer Familie', wie der Untertitel lautet. Auch dort gibt es den allmählichen wirtschaftlichen Abstieg und in der
vorletzten Generation die Hinwendung zur Musik, in diesem Falle als Geigenspiel bei Gerda Buddenbrook. Hanno, der letzte des
Geschlechtes, ist in seiner musischen Veranlagung dann schon nicht mehr recht lebensfähig und stirbt mit 16 Jahren. Den
Hintergrund für diese Idee bildet natürlich das Schicksal der Herkunftsfamilie Thomas Manns in Lübeck, deren
kaufmännische Tradition mit seinem Vater endet und in der er selbst sich als Künstler auf der letzten Stufe sieht (Weiteres
siehe unter
ENTSTEHUNG).
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"In der Mitte war ein Springbrunnen, mit einem dichten Kranz von Schwertlilien umgeben. Im
Sommer verbrachte ich dort lange Stunden mit meinen Freundinnen. Wir saßen alle auf kleinen Feldsesseln
rund um den Springbrunnen herum ... "
Auch diese Szene erinnert an die 'Buddenbrooks'. Dort sitzt - Dritter Teil, Erstes Kapitel - die ganze Familie Buddenbrook an
einem Sommernachmittag im Garten, als Herr Grünlich vorspricht, der es auf die 18-jährige Tony Buddenbrook
abgesehen hat und sehr bald um ihre Hand anhält.
Darüber hinaus sind solche Brunnen-Szenen auch ein beliebtes Jugendstil-Motiv, benutzt z.B. als Frontispiz
in Alfred Heymels Erzählung "Ritter Ungestüm" aus dem Jahre 1900, die Thomas Mann als
Veröffentlichung des Insel-Verlages sicherlich kannte.
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Das Titelbild eines Insel-Bändchens von 1900.
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