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[Erster Teil]
Sprung zu Teil 1 Absatz 2 des Novellentextes Sie trugen kurze Kniehosen von starkem Zwillich ...
Zwillich = grober, dicht gewebter Leinenstoff, auch Drell genannt.
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Sprung zu Teil 1 Absatz 5 des Novellentextes "Ganz so meine ich auch und habe dem Steckleinspringer eine ähnliche Antwort gegeben!"
Steckleinspringer = spöttische Bezeichnung für einen jungen Herren mit Spazierstock bzw. einen sich wichtig tuenden Städter.
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Sprung zu Teil 1 Absatz 6 des Novellentextes "... und niemand weiß auch, wo die Kinder des verdorbenen Trompeters hingekommen sind."
verdorben = hier in der Bedeutung 'heruntergekommen'.
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Sprung zu Teil 1 Absatz 7 des Novellentextes "... Wenn ich den schwarzen Geiger ansehe, der sich bald bei den Heimatlosen aufhält, bald in den Dörfern zum Tanz aufspielt ..."
Heimatlose = Heimatlos waren in der Schweiz alle diejenigen, die wegen unsicherer Herkunft keine Heimatgemeinde nachweisen konnten oder die sich ihr Heimatrecht hatten abkaufen lassen. Die Heimatgemeinde, in der man registriert war und von der man einen 'Heimatschein' hatte (siehe unter ENTSTEHUNG), musste bei Verarmung eine Notversorgung leisten, welcher Pflicht sich die Gemeinden aber oft dadurch entledigten, dass sie sich mit einer Einmalzahlung freikauften. Vielfach wurden auch Auswanderungen so finanziert. Die in der Schweiz verbleibenden Heimatlosen sammelten sich zumeist in den größeren Städten.
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Sprung zu Teil 1 Absatz 8 des Novellentextes "... wir haben so genug zu tun, diesem Geiger das Heimatsrecht in unserer Gemeinde abzustreiten, da man uns den Fetzel fortwährend aufhalsen will. Haben sich seine Eltern einmal unter die Heimatlosen begeben, so mag er auch da bleiben und dem Kesselvolk das Geigelein streichen ..."
Fetzel = Lump, Strolch
Eltern = mit dem Abstammungsnachweis, d.h. einem Taufschein, konnten die in der Schweiz geborenen Kinder das Heimatrecht, sofern ihre Eltern es verkauft hatten, wieder geltend machen.
Kesselvolk = Kesselflicker waren herumziehende, verachtete Leute, die die Löcher in kaputten Töpfen zulöteten.
Sprung zu Teil 1 Absatz 8 des Novellentextes "... Wir sind schon übervölkert im Dorf und brauchen bald zwei Schulmeister!"
Schulmeister = Die Gemeinden der Schweiz müssen ihre Lehrer selbst bezahlen, was bei wachsender Bevölkerung auch wiederum ein Grund war, mit der Anerkennung von Heimatrechten zu zögern.
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Sprung zu Teil 1 Absatz 9 des Novellentextes ... und sich daran belustigt, die verschlungenen Hände über die hohen Distelstauden zu schwingen, ließen sie sich endlich im Schatten einer solchen nieder und das Mädchen begann seine Puppe mit den langen Blättern des Wegekrautes zu bekleiden ...
Distel, Wegekraut = Weg-Distel (Carduus acanthoides), eine Pionierpflanze, die über einen Meter hoch wird und auf Unkrautfluren wächst.
Ein Zeitgenosse Kellers, der Diplomat Alexander von Villers (1812-1880), hat in seinen "Briefen eines Unbekannten" (1881) an Kellers Schilderung beanstandet, dass man sich zwar Kinder und Disteln, nicht aber Kinder im Schatten einer Distel vorstellen könne: ... dann ist auf einmal alles aus, es war alles nicht wahr, die Kinder sind nicht wahr, die Disteln sind nicht wahr, der Erzähler ist nicht wahr, denn mit seinem Schatten hat er alles totgeschlagen. - Ganz richtig ist dieser Einwand angesichts der möglichen Höhe solcher Distelstauden jedoch nicht.
Benutzte Literatur: Hein,  Erläuterungen und Dokumente,  Reclam 1971
Eine Weg-Distel
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Sprung zu Teil 1 Absatz 10 des Novellentextes Nun legte sich der Bursche hin ins Kraut, das Mädchen über ihn, umschlang seinen Kopf, er sperrte das Maul auf, und es zählte ...
Maul = das schweizerdeutsche 'Muul' hat nicht dieselbe abfällige Bedeutung wie das hochdeutsche Wort und ist hier nur wie 'Mund' zu verstehen.