[Vierter Teil]
Überall gab's Lustbarkeiten; der blaue Montag kam in Aufnahme ...
blauer Montag = eine schon im späten Mittelalter nachgewiesene (Un-)Sitte, am Montag nur mit halber Kraft zu arbeiten oder
überhaupt 'blau zu machen'. Die Herkunft der Redewendung ist ungewiss.
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... gleich Pfandställen, in denen eine zu große Herde eingepfercht ist.
Pfandställe = Stelle für gepfändetes Vieh
... eine große Bassviole mit drei Saiten von Dilettanten ad libitum gestrichen ...
ad libitum = nach Belieben, ungekonnt.
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"Jetzt den Brautmenuett! Ich will Musik machen."
den Brautmenuett = heute:
das Menuett, ein Tanz im langsamen Dreivierteltakt, der hier allerdings kaum wohl
vorschriftsmäßig zelebriert wird. Wie ein Menuett getanzt wurde, ist im Kommentar zu Theodor Storms Novelle
"
AUF DEM STAATSHOF" erklärt.
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... wo der Braut von den Nachbarfrauen das Zeichen ihres neuen Standes, die weiße Stirnbinde, umgelegt wurde.
Diesen Hochzeitsbrauch hat Annette von Droste-Hülshoff in ihren 'Westfälischen Schilderungen' ausführlich dargestellt. Sie schreibt dort, dass zu
einem bestimmten Zeitpunkt alles der weinenden Braut nachströme,
die jetzt zum letzten Male umgekleidet und mit Anlegung der fraulichen Stirnbinde symbolisch von ihrem Mädchentum geschieden wird, -
ein Ehrendienst, welcher den (sogenannten) Nachbarinnen zusteht,
dem sich aber jede anwesende Ehefrau, die Gattin des
Gutsherrn nicht ausgenommen, durch irgendeine kleine Dienstleistung, Darreichung einer Nadel oder eines Bandes, anschließt. - Dann erscheint die Braut noch einmal in reinlicher Hauskleidung und Hemdärmeln,
gleichsam eine bezwungene und fortan zum Dienen willige Brünhildis, greift aber dennoch nach ihres
Mannes bereitliegendem Hute, und setzt ihn auf ... und eine stattliche Frauenmenuett beschließt die Feier und gibt zugleich die Vorbedeutung eines
ehrenhaften, fleißigen, friedlichen Ehestandes, in dem die Frau aber nie vergißt, daß sie am Hochzeittage ihres Mannes Hut getragen.
... junge Spaßvögel hatten durch den Dreifuß geschaut, ob die Binde gerade sitze ...
Dreifuß = nach der gewöhnlichen Erklärung ein Gestell aus einem Ring mit drei Füßen, auf dem man einen Topf ins Feuer
setzen konnte und der scherzweise hier wie ein Peilinstrument benutzt würde.
Wie mit einem solchen Dreifuß eine rechtwinklige Peilung stattfinden kann, bleibt allerdings unerfindlich. Viel wahrscheinlicher ist, dass es sich um einen
Schuster-Dreifuß handelt, wie er zum Reparieren von Schuhen in ländlichen Haushalten früher allgemein vorhanden war. Ein solcher Dreifuß
lässt sich wirklich scherzweise zu Peilungen benutzen, weil er wie ein Messinstrument gehalten und gewinkelt werden kann:
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Ein Schuster-Dreifuß
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Ein Mitglied der Schlemming'schen Bande ... hat im letzten Verhöre ausgesagt, dass ihn nichts so sehr gereue als der Mord eines
Glaubensgenossen ...
Eine Schlemming'sche Bande hat es zwar um 1780 in Hessen gegeben, doch kann sie hier nicht gemeint sein.
... und während wir tafelten, hat sich der Hund von einem Juden an seinem Strumpfband erhängt.
Da das Strumpfband nur ein Stoffstreifen war, der über oder unter dem Knie um das Bein gebunden wurde, um den Strumpf am
Herunterrutschen zu hindern, kann man an dieses Selbstmordmittel nicht recht glauben. Wahrscheinlich also soll dem
'Hund von einem Juden' damit seitens des Gerichtspräsidenten nur ein weiterer Schimpf angetan werden.