
Kaum dass er fort war, so setzte sich Effi an den Schreibtisch
und schrieb: »Lieber Innstetten! Eben war Rummschüttel
hier und hat mich aus der Kur entlassen. Ich könnte nun reisen,
morgen etwa; aber heut ist schon der 24., und am 28.
willst du hier eintreffen. Angegriffen bin ich ohnehin noch.
Ich denke, du wirst einverstanden sein, wenn ich die Reise ganz
aufgebe. Die Sachen sind ja ohnehin schon unterwegs, und wir würden,
wenn ich käme, in Hoppensacks Hotel wie Fremde leben müssen.
Auch der Kostenpunkt ist in Betracht zu ziehen, die Ausgaben werden
sich ohnehin häufen; unter anderem ist Rummschüttel
zu honorieren, wenn er uns auch als Arzt verbleibt. Übrigens
ein sehr liebenswürdiger alter Herr. Er gilt ärztlich
nicht für ersten Ranges, 'Damendoktor', sagen seine Gegner
und Neider. Aber dies Wort umschließt doch auch ein Lob;
es kann eben nicht jeder mit uns umgehen. Dass ich von den
Kessinern nicht persönlich Abschied nehme, hat nicht viel
auf sich. Bei Gieshübler war ich. Die Frau Majorin hat sich
immer ablehnend gegen mich verhalten, ablehnend bis zur Unart;
bleibt noch der Pastor und Doktor Hannemann und Crampas. Empfiehl
mich letzterem. An die Familien auf dem Lande schicke ich Karten;
Güldenklees, wie du mir schreibst, sind in Italien (was sie
da wollen, weiß ich nicht), und so bleiben nur die drei
andern. Entschuldige mich, so gut es geht. Du bist ja der Mann
der Formen und weißt das richtige Wort zu treffen. An Frau
von Padden, die mir am Silvesterabend so außerordentlich
gut gefiel, schreibe ich vielleicht selber noch und spreche ihr
mein Bedauern aus. Lass mich in einem Telegramm wissen, ob
du mit allem einverstanden bist. Wie immer deine Effi.«