
Das Gepäck war größer, als es für einen auf
so wenig Tage geplanten Ausflug geboten erschien. Innstetten sprach
mit dem Kapitän; Effi, in einem Regenmantel und hellgrauem
Reisehut, stand auf dem Hinterdeck nahe am Steuer und musterte
von hier aus das Bollwerk und die hübsche Häuserreihe,
die dem Zuge des Bollwerks folgte. Gerade der Landungsbrücke
gegenüber lag Hoppensacks Hotel, ein drei Stock hohes Gebäude,
von dessen Giebeldach eine gelbe Flagge mit Kreuz und Krone darin
schlaff in der stillen, etwas nebeligen Luft herniederhing. Effi
sah eine Weile nach der Flagge hinauf, ließ dann aber ihr
Auge wieder abwärts gleiten und verweilte zuletzt auf einer
Anzahl von Personen, die neugierig am Bollwerk umherstanden. In
diesem Augenblicke wurde geläutet. Effi war ganz eigen zu Mut;
das Schiff setzte sich langsam in Bewegung, und als sie die Landungsbrücke
noch einmal musterte, sah sie, dass Crampas in vorderster
Reihe stand. Sie erschrak bei seinem Anblick und freute sich doch
auch. Er seinerseits, in seiner ganzen Haltung verändert,
war sichtlich bewegt und grüßte ernst zu ihr hinüber,
ein Gruß, den sie ebenso, aber doch zugleich in großer
Freundlichkeit erwiderte; dabei lag etwas Bittendes in ihrem Auge.
Dann ging sie rasch auf die Kajüte zu, wo sich Roswitha mit
Annie schon eingerichtet hatte. Hier, in dem etwas stickigen Raume
blieb sie, bis man aus dem Fluss in die weite Bucht des Breitling
eingefahren war; da kam Innstetten und rief sie nach oben, dass
sie sich an dem herrlichen Anblick erfreue, den die Landschaft
gerade an dieser Stelle bot. Sie ging dann auch hinauf. Über
dem Wasserspiegel hingen graue Wolken, und nur dann und wann schoss
ein halb umschleierter Sonnenblick aus dem Gewölk hervor.
Effi gedachte des Tages, wo sie vor jetzt gerade Fünfvierteljahren
im offenen Wagen am Ufer eben dieses Breitlings hin entlanggefahren
war. Eine kurze Spanne Zeit, und das Leben oft so still und einsam.
Und doch, was war alles seitdem geschehen!