
Das waren so die täglichen kleinen Zerstreuungen, an die
sich gelegentlich auch Fahrten in das sommerliche Luch schlossen,
meist im Jagdwagen; allem voran aber standen für Effi doch
die Plaudereien, die sie beinahe jeden Morgen mit der Mama hatte.
Sie saßen dann oben in der luftigen, großen Stube,
Roswitha wiegte das Kind und sang in einem thüringischen
Platt allerlei Wiegenlieder, die niemand recht verstand, vielleicht
sie selber nicht; Effi und Frau von Briest aber rückten ans
offene Fenster und sahen, während sie sprachen, auf den Park
hinunter, auf die Sonnenuhr oder auf die Libellen, die beinahe
regungslos über dem Teich standen, oder auch auf den Fliesengang,
wo Herr von Briest neben dem Treppenvorbau saß und die Zeitungen
las. Immer wenn er umschlug, nahm er zuvor den Kneifer ab und
grüßte zu Frau und Tochter hinauf. Kam dann das letzte
Blatt an die Reihe, das in der Regel der »Anzeiger für's
Havelland« war, so ging Effi hinunter, um sich entweder zu
ihm zu setzen oder um mit ihm durch Garten und Park zu schlendern.
Einmal, bei solcher Gelegenheit, traten sie, von dem Kieswege her,
an ein kleines, zur Seite stehendes Denkmal heran, das schon Briest's
Großvater zur Erinnerung an die Schlacht von Waterloo hatte
aufrichten lassen, eine verrostete Pyramide mit einem gegossenen
Blücher in Front und einem dito Wellington auf der Rückseite.