Die Lebenswelt Zur Übersicht Zur Synopse Druckfassung
Viertes Kapitel
Sprung zum Absatz 02 des Romantextes
Mit Vetter Dagobert war das natürlich etwas ganz anderes gewesen, der hatte nicht bloß den Gardepli ...
Gardepli: Garde-Gewandtheit, Garde-Schliff
~~~~~~~~~~~~
Sprung zum Absatz 02 des Romantextes
"... Du kommst also zu meinem Polterabend, und natürlich mit Cortège ... aber kommt mir nicht mit Dienstmann oder Mausefallenhändler ..." "
Cortège: Begleitung, Gefolge
Effi befürchtet von ihrem Vetter offenbar einen verbreiteten Scherz wie den, dass einer der Kameraden als Mausefallenhändler auftreten könnte (damit das Brautpaar in der künftigen Wohnung erst einmal der Mäuse Herr wird). Tatsächlich erscheint der Vetter dann als Laufbursche aus dem Reisewaren-Geschäft Demuth, um eine als Koffer zurechtgemachte Bonbonniere abzugeben (siehe Kap.5, Abs.2).
~~~~~~~~~~~~
Sprung zum Absatz 13 des Romantextes
"... Du kommst ja nicht nach Petersburg oder nach Archangel." - "Nein; aber ich bin doch auf dem Wege dahin ..." - "Wenn Du von hier nach Nauen fährst, bist Du auch auf dem Wege nach Rußland."
Die beiden russischen Städte werden hier in ironischen Kontrast zu dem viel näheren pommerschen Kessin gesetzt. Petersburg liegt etwa 600 km und Archangelsk 1200 km weiter nordöstlich als die Kessiner Gegend. Nauen hingegen liegt nur 25 km östlich von Nennhausen (Hohen-Cremmen).
~~~~~~~~~~~~
Sprung zum Absatz 16 des Romantextes
... wenn nicht gerade Sedantag gewesen wäre.
Sedantag: Tag der Gefangennahme Napoleons III. am 2. September 1870 nach der Schlacht von Sedan, die praktisch über den Ausgang des deutsch-französischen Krieges entschied. Obwohl der Tag kein staatlicher Feiertag war, gaben ihm die Sedanfeiern, an denen sich auf Anordnung Kaiser Wilhelms I. auch die Schulen beteiligten, zunehmend ein solches Gepräge. Auch die Siegessäule in Berlin wurde 1873 zum 'Sedantag' eingeweiht.
~~~~~~~~~~~~
Sprung zum Absatz 16 des Romantextes
Jahnke gravitätisch am rechten Flügel, während ein kleiner Tambourmajor, weit voran, an der Spitze des Zuges marschierte ...
Der Tambourmajor dirigiert mit seinem aufrecht gehaltenen Stab den Rhythmus der Trommler.
~~~~~~~~~~~~
Sprung zum Absatz 17 des Romantextes
... der in einem zierlichen Beet um die Sonnenuhr herum stehende Heliotrop blühte noch, und die leise Brise, die ging, trug den Duft davon zu ihnen herüber.
Heliotrop (Heliotropium arborescens): Pflanze mit lilafarbenen Doldenblüten, die sich zur Sonne hin ausrichten, was eben Heliotrop (= Sonnenwender) auch bedeutet. Wegen seines Duftes wird der Heliotrop auch Vanilleblume genannt.
Ein Heliotrop
~~~~~~~~~~~~
"... ich sehe doch wirklich nicht ein, warum der die lieben Verwandten nicht auch einmal nach Kessin hin dirigieren sollte. Dirigieren, das klingt ohnehin so nach Generalstab, worauf er, glaub ich, ambiert."
ambiert: Ambitionen auf etwas haben, d.h. Vetter Briest strebt an, in den Generalstab zu kommen.
Sprung zum Absatz  des Romantextes
~~~~~~~~~~~~
Sprung zum Absatz 53 des Romantextes
"... daß ich in vier Wochen schon mit Dir von der Piazzetta aus nach dem Lido fahre oder nach Murano hin, wo sie Glasperlen machen ..."
Piazetta / Lido / Murano: Plätze in und bei Venedig, das dann auf der Hochzeitsreise besucht wird.
Sprung zum Absatz  des Romantextes
~~~~~~~~~~~~
"... dann bin ich für Reichtum und ein vornehmes Haus, ein ganz vornehmes, wo Prinz Friedrich Karl zur Jagd kommt ..."
Von der Jagdleidenschaft des Neffen Kaiser Wilhelms I., des Prinzen Friedrich Karl (1828-1885), die aber auch allgemein bekannt war, hatte Fontane bei seinen Besuchen im Jagdhaus Dreilinden selbst einen Eindruck gewonnen. Er registriert Hunderte an den Wänden aufgehängter Geweihe, darunter wahre Riesen-Exemplare, und berichtet, dass der Prinz jeden Morgen schon um vier Uhr zur Pirsch in seine Wälder aufbreche. Das erlegte Wild wurde jedoch zumeist verkauft, da es dem prinzlichen Haushalt stets an Geld fehlte.
Benutzte Literatur: Fontane, Theodor
Sprung zum Absatz  des Romantextes Dass Fontane zu den Gästen von Prinz Friedrich Karl gehörte, verdankte er seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg". Der Prinz, gesellschaftlich breit interessiert, lud regelmäßig zu einer Tafelrunde ein, an der Männer aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens teilnahmen. Insoweit durfte Fontane sich zwar geehrt fühlen, war aber nur ein Gast unter vielen.
Prinz Friedrich Karl von Preußen um 1880 (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg)