
Bei der Scheidung, das kann nicht anders sein, werden die beiden Ardenne-Kinder, die
dreizehnjährige Margot und der zehnjährige Egmont, dem Vater zugesprochen, eine
schuldig geschiedene Frau kann nicht erziehungsberechtigt sein. Ungeregelt bleibt, wie
die Mutter zu den Kindern Verbindung halten kann, das grundsätzliche Recht dazu
wird ihr nicht bestritten. Abmachungen darüber lehnt Ardenne jedoch ab, und das
Gericht gesteht ihm zu, dass es für eine Einigung in dieser Frage noch zu früh sei.
Tatsächlich will Ardenne solche Kontakte möglichst ausschließen und übergibt deshalb
die Kinder noch vor der Scheidung seinen Eltern in Leipzig. Andernfalls sei zu
befürchten, schreibt er an seine Schwester,
daß meine geschiedene Frau, von Sehnsucht nach den Kindern getrieben, öfters nach
Berlin kommen wird, um die Kinder heimlich zu sehen, auf dem Schulweg zu sprechen pp.
Das könnte die unseligsten Folgen haben. In Leipzig ist das unmöglich, weil E.
dort keine Familie hat, wo sie unterkommen könnte.
So reißt der Kontakt der Mutter zu ihren Kindern mit der Trennung von ihrem Mann
abrupt ab und wird durch die häufigen Ortswechsel beider auch immer schwerer
organisierbar. Als Ardenne wieder heiratet und die Kinder sich daran gewöhnen,
die neue Frau 'Mama' zu nennen, tritt sie für diese endgültig in den Hintergrund.
Ardenne kann zu Recht geltend machen, dass sie gar kein Bedürfnis mehr haben, die Mutter
wiederzusehen. So vergehen 16 Jahre, bis Elisabeth von Ardenne erstmals mit ihrer Tochter
wieder zusammentrifft, der Tochter, die nun selbst verheiratet ist und Kinder hat. Und
nochmals fünf Jahre vergehen, bis sie auch ihren Sohn mit Frau und Kindern - wieder -
kennen lernt. An Ardenne vorbei haben die Eltern dieser Frau das Zusammentreffen in Hamburg
arrangiert, und zu ihrem großen Glück ergibt sich daraus eine neue, dauerhafte Bindung. Das
alles liegt jenseits von Fontanes Lebenszeit, doch mag es sein, dass das unglückliche
Wiedersehen, dass er zwischen Effi und ihrer Tochter Annie schildert, ihm auch aus
der Familie Ardenne berichtet worden war. Da das Wiedersehen mit der Tochter, das 1904
stattfand, ein Wiedersehen nach 16 Jahren war, muss es 1888 - ein Jahr nach der Scheidung -
noch eine Begegnung mit dieser gegeben haben.