Die Ardenne-Geschichte Zur Übersicht Zur Synopse Zur Einzelebene Druck
Dreiunddreißigstes Kapitel
Die Kinder des Ehepaares Ardenne im Jahr 1879: Egmont (zweieinhalb) und Margot (sechs)
Bei der Scheidung, das kann nicht anders sein, werden die beiden Ardenne-Kinder, die dreizehnjährige Margot und der zehnjährige Egmont, dem Vater zugesprochen, eine schuldig geschiedene Frau kann nicht erziehungsberechtigt sein. Ungeregelt bleibt, wie die Mutter zu den Kindern Verbindung halten kann, das grundsätzliche Recht dazu wird ihr nicht bestritten. Abmachungen darüber lehnt Ardenne jedoch ab, und das Gericht gesteht ihm zu, dass es für eine Einigung in dieser Frage noch zu früh sei. Tatsächlich will Ardenne solche Kontakte möglichst ausschließen und übergibt deshalb die Kinder noch vor der Scheidung seinen Eltern in Leipzig. Andernfalls sei zu befürchten, schreibt er an seine Schwester,
daß meine geschiedene Frau, von Sehnsucht nach den Kindern getrieben, öfters nach Berlin kommen wird, um die Kinder heimlich zu sehen, auf dem Schulweg zu sprechen pp. Das könnte die unseligsten Folgen haben. In Leipzig ist das unmöglich, weil E. dort keine Familie hat, wo sie unterkommen könnte.
So reißt der Kontakt der Mutter zu ihren Kindern mit der Trennung von ihrem Mann abrupt ab und wird durch die häufigen Ortswechsel beider auch immer schwerer organisierbar. Als Ardenne wieder heiratet und die Kinder sich daran gewöhnen, die neue Frau 'Mama' zu nennen, tritt sie für diese endgültig in den Hintergrund. Ardenne kann zu Recht geltend machen, dass sie gar kein Bedürfnis mehr haben, die Mutter wiederzusehen. So vergehen 16 Jahre, bis Elisabeth von Ardenne erstmals mit ihrer Tochter wieder zusammentrifft, der Tochter, die nun selbst verheiratet ist und Kinder hat. Und nochmals fünf Jahre vergehen, bis sie auch ihren Sohn mit Frau und Kindern - wieder - kennen lernt. An Ardenne vorbei haben die Eltern dieser Frau das Zusammentreffen in Hamburg arrangiert, und zu ihrem großen Glück ergibt sich daraus eine neue, dauerhafte Bindung. Das alles liegt jenseits von Fontanes Lebenszeit, doch mag es sein, dass das unglückliche Wiedersehen, dass er zwischen Effi und ihrer Tochter Annie schildert, ihm auch aus der Familie Ardenne berichtet worden war. Da das Wiedersehen mit der Tochter, das 1904 stattfand, ein Wiedersehen nach 16 Jahren war, muss es 1888 - ein Jahr nach der Scheidung - noch eine Begegnung mit dieser gegeben haben.