Gestern sind wir hier angelangt. Der Gesandte ist unpaß,
und wird sich also einige Tage einhalten. Wenn er nur
nicht so unhold wäre, wär alles gut. Ich merke, ich
merke, das Schicksal hat mir harte Prüfungen zugedacht.
Doch gutes Muts! Ein leichter Sinn trägt alles! Ein leichter
Sinn? das macht mich zu lachen, wie das Wort in meine
Feder kommt. O ein bißchen leichteres Blut würde mich
zum Glücklichsten unter der Sonne machen. Was! da wo
andere mit ihrem bißchen Kraft und Talent vor mir in
behaglicher Selbstgefälligkeit herumschwadronieren,
verzweifle ich an meiner Kraft, an meinen Gaben? Guter
Gott, der du mir das alles schenktest, warum hieltest du
nicht die Hälfte zurück, und gabst mir Selbstvertrauen
und Genügsamkeit!
Geduld! Geduld! es wird besser werden. Denn ich sage
dir, Lieber, du hast recht. Seit ich unter dem Volke alle
Tage herumgetrieben werde, und sehe, was sie tun und
wie sies treiben, stehe ich viel besser mit mir selbst.
Gewiß, weil wir doch einmal so gemacht sind, daß wir
alles mit uns und uns mit allem vergleichen, so liegt Glück
oder Elend in den Gegenständen, womit wir uns zusammenhalten,
und da ist nichts gefährlicher als die Einsamkeit. Unsere
Einbildungskraft, durch ihre Natur gedrungen sich zu erheben,
durch die phantastischen bilder der Dichtkunst genährt,
bildet sich eine Reihe Wesen hinauf, wo wir das unterste sind,
und alles außer uns herrlicher erscheint, jeder andere
vollkommner ist. Und das geht ganz natürlich zu. Wir fühlen
so oft, daß uns manches mangelt, und eben was uns fehlt,
scheint uns oft ein anderer zu besitzen, dem wir denn auch alles
dazu geben, was wir haben, und noch eine gewisse idealische Behaglichkeit
dazu. Und so ist der Glückliche vollkommen fertig, das
Geschöpf unserer selbst.
Dagegen wenn wir mit all unserer Schwachheit und Mühseligkeit
nur gerade fortarbeiten, so finden wir gar oft, daß wir mit
unserem Schlendern und Lavieren es weiter bringen, als andere mit
ihrem Segeln und Rudern und - das ist doch ein wahres Gefühl seiner
selbst, wenn man andern gleich oder gar vorläuft.
