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Zwanzigstes Kapitel
Sprung zum Absatz 53 des Romantextes
Innstetten hatte Gieshübler ... beim Herauskommen aus dem Rathause getroffen und im Gespräche mit ihm erfahren, daß seitens des Kriegsministeriums angefragt worden sei, wie sich die Stadtbehörden eventuell zur Garnisonsfrage zu stellen gedächten ...
Garnisonsfrage: Auseinandersetzungen um die Ansiedlung einer Garnison, wie Fontane sie für Kessin schildert, dürfte es auch in Swinemünde gegeben haben. Die Stadt war durch die Festungsbauten, die Preußen um die Mitte des 19. Jahrhunderts zur Sicherung des Hafens und des Zuganges zur Oder aufführen ließ, stark in Anspruch genommen worden und verhielt sich gegenüber Ambitionen des Militärs fortan reserviert. Erst 1911 wurde ein Bataillon des Füsilierregiments Nr. 34 (also Fußtruppen, keine Kavallerie wie als Option für Kessin) in Swinemünde stationiert. - Das Rathaus, vor dem Gieshübler über dieses Thema mit Innstetten spricht, hat es als markantes Gebäude am Bollwerk auch schon zu Fontanes Jugendzeit gegeben. Heute beherbergt es (ohne Kaiser-Wilhelm-Denkmal) ein Fischerei-Museum.
Das 1806 erbaute Swinemünder Rathaus mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal von 1897 (um 1900).
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Sprung zum Absatz 70 des Romantextes
Es verging kein Tag, wo sie nicht ihren vorgeschriebenen Spaziergang gemacht hätte, meist nachmittags, wenn sich Innstetten in seine Zeitungen zu vertiefen begann.
Effis Spaziergänge, die natürlich Rendevous mit Crampas sind, lassen sich in der Szenerie von Kessin bzw. Swinemünde gut nachvollziehen. Sie geht zunächst in Richtung Friedhof (oder lässt sich bis an 'die Mühle, den Kirchhof oder die Waldecke' von Innstetten mit der Kutsche mitnehmen), kann dort im Haus der alten Adermann ungesehen mit Crampas zusammentreffen (vgl. Kap.27, Abs.15) und kehrt auf verschiedenen Wegen durch die Plantage wieder zurück. Wenn Roswitha ihr in Strandrichtung entgegengeht, kann sie ihr nicht begegnen, da Effi auf den Umweg über den Strand verzichten muss, will sie nicht wegen ihrer Verspätung in Erklärungsnot geraten. So steuert sie - gewissermaßen hinter dem Rücken Roswithas - auf einem direkteren Weg ihr Haus wieder an.
Effis Wege (blau) und der Weg Roswithas (rot)
In Kapitel 21 soll Roswitha Effi "bis an den Ausgang der Reeperbahn oder bis in die Nähe des Kirchhofs entgegenkommen", doch verfehlten sie sich aufgrund der vielen Wege durch die Plantage auch hier. Effis Äußerung dazu, sie ängstige sich nicht mehr, "auch nicht einmal am Kirchhof, und im Wald bin ich noch keiner Menschenseele begegnet", bestätigt noch einmal die Gestaltung der räumlichen Verhältnisse von Kessin nach dem Muster von Swinemünde.