In seiner Verzweiflung nimmt Werther hier mehrfach auf
Bibelstellen Bezug. Den Gedanken, dass ihm sein Schicksal,
seine Gottverlassenheit von Gott selbst bestimmt sein könnte,
übernimmt er aus dem Neuen Testament, Evangelium des Johannes.
Hier sagt Jesus zu Anhängern, die ihn um ein Wunder bitten,
damit sie ganz an ihn glauben könnten, dass nur Gott ihnen diesen
Glauben geben könne: "Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm
nicht vom Vater gegeben ist". (Kap.6, Vers 65). Der 'Kelch',
der selbst für Gottes Sohn zu bitter war, knüpft an die von
Jesus im Garten Getsemane vor seiner Gefangensetzung gesprochenen
Worte an, Gott möge diesen Kelch an ihm vorübergehen lassen
(Evangelium des Matthäus, Kap. 26, Vers 39). Und "Mein Gott!
Mein Gott! warum hast du mich verlassen? " sind die letzten
Worte von Jesus am Kreuz (Evangelium des Matthäus, Kap. 27, Vers 46).