Romantext (1787) Zur Übersicht Zur Synopse Drucken der Ebene
Am 12. September.
Sprung zum Absatz  der Erstfassung Sie war einige Tage verreist, Alberten abzuholen. Heute trat ich in ihre Stube, sie kam mir entgegen und ich küßte ihre Hand mit tausend Freuden.
Sprung zum Absatz  der Erstfassung Ein Kanarienvogel flog von dem Spiegel ihr auf die Schulter. - Einen neuen Freund, sagte sie und lockte ihn auf ihre Hand, er ist meinen Kleinen zugedacht. Er tut gar zu lieb! Sehen Sie ihn! Wenn ich ihm Brot gebe, flattert er mit den Flügeln und pickt so artig. Er küßt mich auch, sehen Sie!
Sprung zum Absatz  der Erstfassung Als sie dem Tierchen den Mund hinhielt, drückte es sich so lieblich in die süßen Lippen, als wenn es die Seligkeit hätte fühlen können, die es genoß.
Sprung zum Absatz  der Erstfassung Er soll Sie auch küssen, sagte sie, und reichte den Vogel herüber. - Das Schnäbelchen machte den Weg von ihrem Munde zu dem meinigen, und die pickende Berührung war wie ein Hauch, eine Ahnung liebevollen Genusses.
Sprung zum Absatz  der Erstfassung Sein Kuß, sagte ich, ist nicht ganz ohne Begierde, er sucht Nahrung und kehrt unbefriedigt von der leeren Liebkosung zurück.
Sprung zum Absatz  der Erstfassung Er ißt mir auch aus dem Munde, sagte sie. - Sie reichte ihm einige Brosamen mit ihren Lippen, aus denen die Freuden unschuldig teilnehmender Liebe in aller Wonne lächelten.
Sprung zum Absatz  der Erstfassung Ich kehrte das Gesicht weg. Sie sollte es nicht tun! sollte nicht meine Einbildungskraft mit diesen Bildern himmlischer Unschuld und Seligkeit reizen und mein Herz aus dem Schlafe, in den es manchmal die Gleichgültigkeit des Lebens wiegt, nicht wecken! - Und warum nicht? - Sie traut mir so! sie weiß, wie ich sie liebe!
ende