Ich könnte das beste glücklichste Leben führen, wenn ich
nicht ein Tor wäre. So schöne Umstände vereinigen sich
nicht leicht, eines Menschen Seele zu ergetzen, als die
sind, in denen ich mich jetzt befinde. Ach so gewiß ist's,
daß unser Herz allein sein Glück macht. - Ein Glied der
liebenswürdigen Familie zu sein, von dem Alten geliebt
zu werden wie ein Sohn, von den Kleinen wie ein Vater,
und von Lotten! - dann der ehrliche Albert, der durch
keine launische Unart mein Glück stört; der mich mit
herzlicher Freundschaft umfaßt; dem ich nach Lotten das
Liebste auf der Welt bin! - Wilhelm, es ist eine Freude,
uns zu hören, wenn wir spazieren gehen und uns einander
von Lotten unterhalten: es ist in der Welt nichts Lächerlichers
erfunden worden als dieses Verhältnis, und doch
kommen mir oft darüber die Tränen in die Augen.
Wenn er mir von ihrer rechtschaffenen Mutter erzählt:
wie sie auf ihrem Todbette Lotten ihr Haus und ihre Kinder
übergeben und ihm Lotten anbefohlen habe, wie seit
der Zeit ein ganz anderer Geist Lotten belebt habe, wie
sie, in der Sorge für ihre Wirtschaft, und in dem Ernste,
eine wahre Mutter geworden, wie kein Augenblick ihrer
Zeit ohne tätige Liebe, ohne Arbeit verstrichen, und
dennoch ihre Munterkeit, ihr leichter Sinn sie nie dabei verlassen habe. -
Ich gehe so neben ihm hin und pflücke Blumen
am Wege, füge sie sehr sorgfältig in einen Strauß und
werfe sie in den vorüberfließenden Strom, und sehe ihnen
nach, wie sie leise hinunterwallen. - Ich weiß nicht, ob ich
dir geschrieben habe, daß Albert hier bleiben, und ein
Amt mit einem artigen Auskommen vom Hofe erhalten
wird, wo er sehr beliebt ist. In Ordnung und Emsigkeit in
Geschäften habe ich wenig seinesgleichen gesehen.
