Den Vorhang aufzuheben und dahinter zu treten, das ist's all! Und
warum das Zaudern und Zagen? - Weil man nicht weis, wie's dahinten aussieht? -
und man nicht zurükkehrt? - Und daß das nun die Eigenschaft
unseres Geistes ist, da Verwirrung und Finsterniß zu ahnden, wovon
wir nichts Bestimmtes wissen.
Den Verdruß, den er bey der Gesandtschaft gehabt,
konnte er nicht vergessen. Er erwähnte dessen selten,
doch wenn es auch auf die entfernteste Weise geschah, so
konnte man fühlen, daß er seine Ehre dadurch
unwiederbringlich gekränkt hielte, und daß ihm dieser
Vorfall eine Abneigung gegen alle Geschäfte und politische Wirksamkeit
gegeben hatte. Daher überließ er sich ganz der wunderbaren
Empfind- und Denkensart, die wir aus seinen Briefen kennen, und einer
endlosen Leidenschaft, worüber noch endlich alles, was thätige
Kraft an ihm war, verlöschen mußte. Das ewige einerley eines
traurigen Umgangs mit dem liebenswürdigen und geliebten
Geschöpfe, dessen Ruhe er störte, das stürmende
Abarbeiten seiner Kräfte, ohne Zwek und Aussicht, drängten
ihn endlich zu der schröklichen That.
Ich danke Deiner Liebe, Wilhelm, daß Du das Wort so aufgefangen
hast. Ja Du hast recht: Mir wäre besser, ich gienge. Der Vorschlag,
den Du zu einer Rükkehr zu euch thust, gefällt mir nicht ganz,
wenigstens möcht ich noch gern einen Umweg machen, besonders da wir
anhaltenden Frost und gute Wege zu hoffen haben. Auch ist mir's sehr
lieb, daß Du kommen willst, mich abzuholen, verzieh nur noch vierzehn
Tage, und erwarte noch einen Brief von mir mit dem weitern. Es ist
nöthig, daß nichts gepflükt werde, eh es reif ist. Und vierzehn Tage
auf oder ab thun viel. Meiner Mutter sollst Du sagen: daß sie für
ihren Sohn beten soll und daß ich sie um Vergebung bitte, wegen all
des Verdrusses, den ich ihr gemacht habe. Das war nun mein Schiksal,
die zu betrüben, denen ich Freude schuldig war. Leb wohl, mein
Theuerster. Allen Segen des Himmels über Dich! Leb wohl!
