
Es ist ein Unglük, Wilhelm! all meine thätigen Kräfte sind zu einer
unruhigen Lässigkeit verstimmt, ich kann nicht müssig seyn und wieder
kann ich nichts thun. Ich hab keine Vorstellungskraft, kein Gefühl an
der Natur und die Bücher speien mich alle an. Wenn wir uns selbst
fehlen, fehlt uns doch alles. Ich schwöre Dir, manchmal wünschte ich
ein Taglöhner zu seyn, um nur des Morgens bey'm Erwachen eine Aussicht
auf den künftigen Tag, einen Drang, eine Hofnung zu haben. Oft beneid
ich Alberten, den ich über die Ohren in Akten begraben sehe, und bilde
mir ein: mir wär's wohl, wenn ich an seiner Stelle wäre! Schon
etlichemal ist mir's so aufgefahren, ich wollte Dir schreiben und dem
Minister, und um die Stelle bey der Gesandtschaft anhalten, die, wie
Du versicherst, mir nicht versagt werden würde. Ich glaube es selbst,
der Minister liebt mich seit lange, hatte lange mir angelegen, ich
sollte mich employiren, und eine Stunde ist mir's auch wohl drum zu
thun; hernach, wenn ich so wieder dran denke, und mir die Fabel vom
Pferde einfällt, das seiner Freyheit ungedultig, sich Sattel und Zeug
auflegen läßt, und zu Schanden geritten wird. Ich weis nicht, was ich
soll - Und mein Lieber! Ist nicht vielleicht das Sehnen in mir nach
Veränderung des Zustands, eine innre unbehagliche Ungedult, die mich
überall hin verfolgen wird?