
Ich fürchte, mein Gesandter und ich, haltens nicht lange mehr zusammen
aus. Der Mensch ist ganz und gar unerträglich. Seine Art zu arbeiten
und Geschäfte zu treiben ist so lächerlich, daß ich mich nicht
enthalten kann ihm zu widersprechen, und oft eine Sache nach meinem
Kopfe und Art zu machen, das ihm denn, wie natürlich, niemals recht
ist. Darüber hat er mich neulich bey Hofe verklagt, und der Minister
gab mir einen zwar sanften Verweis, aber es war doch ein Verweis, und
ich stand im Begriffe, meinen Abschied zu begehren, als ich einen
Privatbrief*) von ihm erhielt, einen Brief, vor dem ich mich
niedergekniet, und den hohen, edlen, weisen Sinn angebetet habe, wie
er meine allzugrosse Empfindlichkeit zurechte weißt, wie er meine
überspannte Ideen von Würksamkeit, von Einfluß auf andre, von
Durchdringen in Geschäften als jugendlichen guten Muth zwar ehrt, sie
nicht auszurotten, nur zu mildern und dahin zu leiten sucht, wo sie
ihr wahres Spiel haben, ihre kräftige Würkung thun können. Auch bin
ich auf acht Tage gestärkt, und in mir selbst einig geworden. Die Ruhe
der Seele ist ein herrlich Ding, und die Freude an sich selbst, lieber
Freund, wenn nur das Ding nicht eben so zerbrechlich wäre, als es
schön und kostbar ist.