
Es ist doch gewiß, daß in der Welt den Menschen nichts nothwendig
macht als die Liebe. Ich fühl's an Lotten, daß sie mich ungern
verlöhre, und die Kinder haben keine andre Idee, als daß ich immer
morgen wiederkommen würde. Heut war ich hinausgegangen, Lottens
Clavier zu stimmen, ich konnte aber nicht dazu kommen, denn die
Kleinen verfolgten mich um ein Mährgen, und Lotte sagte denn selbst,
ich sollte ihnen den Willen thun. Ich schnitt ihnen das Abendbrod, das
sie nun fast so gerne von mir als von Lotten annehmen und erzählte
ihnen das Hauptstückgen von der Prinzeßinn, die von Händen bedient
wird. Ich lerne viel dabey, das versichr' ich dich, und ich bin
erstaunt, was es auf sie für Eindrükke macht. Weil ich manchmal einen
Inzidenzpunkt erfinden muß, den ich bey'm zweytenmal vergesse, sagen
sie gleich, das vorigemal wär's anders gewest, so daß ich mich jezt
übe, sie unveränderlich in einem singenden Sylbenfall an einem
Schnürgen weg zu rezitiren. Ich habe daraus gelernt wie ein Autor,
durch eine zweyte veränderte Auflage seiner Geschichte, und wenn sie
noch so poetisch besser geworden wäre, nothwendig seinem Buche schaden
muß. Der erste Eindruk findet uns willig, und der Mensch ist so
gemacht, daß man ihm das abenteuerlichste überreden kann, das haftet
aber auch gleich so fest, und wehe dem, der es wieder auskrazzen und
austilgen will.