
Ossian hat in meinem Herzen den Homer verdrängt. Welch eine Welt, in
die der Herrliche mich führt. Zu wandern über die Haide, umsaußt vom
Sturmwinde, der in dampfenden Nebeln, die Geister der Väter im
dämmernden Lichte des Mondes hinführt. Zu hören vom Gebürge her, im
Gebrülle des Waldstroms, halb verwehtes Aechzen der Geister aus ihren
Hölen, und die Wehklagen des zu Tode gejammerten Mädgens, um die vier
moosbedekten, grasbewachsnen Steine des edelgefallnen ihres
Geliebten. Wenn ich ihn denn finde, den wandelnden grauen Barden, der
auf der weiten Haide die Fustapfen seiner Väter sucht und ach! ihre
Grabsteine findet. Und dann jammernd nach dem lieben Sterne des Abends
hinblikt, der sich in's rollende Meer verbirgt, und die Zeiten der
Vergangenheit in des Helden Seele lebendig werden, da noch der
freundliche Stral den Gefahren der Tapfern leuchtete, und der Mond ihr
bekränztes, siegrükkehrendes Schiff beschien. Wenn ich so den tiefen
Kummer auf seiner Stirne lese, so den lezten verlaßnen Herrlichen in
aller Ermattung dem Grabe zu wanken sehe, wie er immer neue
schmerzlich glühende Freuden in der kraftlosen Gegenwart der Schatten
seiner Abgeschiedenen einsaugt, und nach der kalten Erde dem hohen
wehenden Grase niedersieht, und ausruft: Der Wanderer wird kommen,
kommen, der mich kannte in meiner Schönheit und fragen, wo ist der
Sänger, Fingals treflicher Sohn? Sein Fustritt geht über mein Grab
hin, und er fragt vergebens nach mir auf der Erde. O Freund! ich
möchte gleich einem edlen Waffenträger das Schwerd ziehen und meinen
Fürsten von der zükkenden Quaal des langsam absterbenden Lebens auf
einmal befreyen, und dem befreyten Halbgott meine Seele nachsenden.