
Ich weis nicht, ob so täuschende Geister um diese Gegend schweben,
oder ob die warme himmlische Phantasie in meinem Herzen ist, die mir
alles rings umher so paradisisch macht. Da ist gleich vor dem Orte ein
Brunn'[,] ein Brunn', an den ich gebannt bin wie Melusine mit ihren
Schwestern. Du gehst einen kleinen Hügel hinunter, und findest dich
vor einem Gewölbe, da wohl zwanzig Stufen hinab gehen, wo unten das
klarste Wasser aus Marmorfelsen quillt. Das Mäuergen, das oben umher
die Einfassung macht, die hohen Bäume, die den Platz rings umher
bedecken, die Kühle des Orts, das hat alles so was anzügliches, was
schauerliches. Es vergeht kein Tag, daß ich nicht eine Stunde da
sizze. Da kommen denn die Mädgen aus der Stadt und holen Wasser, das
harmloseste Geschäft und das nöthigste, das ehmals die Töchter der
Könige selbst verrichteten. Wenn ich da sizze, so lebt die
patriarchalische Idee so lebhaft um mich, wie sie alle die Altväter am
Brunnen Bekanntschaft machen und freyen, und wie um die Brunnen und
Quellen wohlthätige Geister schweben. O der muß nie nach einer
schweren Sommertagswanderung sich an des Brunnens Kühle gelabt haben,
der das nicht mit empfinden kann.