
Gestern Nacht mußt ich hinaus. Ich hatte noch Abends gehört, der Fluß
sey übergetreten und die Bäche all, und von Wahlheim herunter all mein
Liebesthal überschwemmt. Nachts nach eilf rannt ich hinaus. Ein
fürchterliches Schauspiel. Vom Fels herunter die wühlenden Fluthen in
dem Mondlichte wirbeln zu sehn, über Aekker und Wiesen und Hekken und
alles, und das weite Thal hinauf und hinab eine stürmende See im
Sausen des Windes. Und wenn denn der Mond wieder hervortrat und über
der schwarzen Wolke ruhte, und vor mir hinaus die Fluth in
fürchterlich herrlichen Wiederschein rollte und klang, da überfiel
mich ein Schauer, und wieder ein Sehnen! Ach! Mit offenen Armen stand
ich gegen den Abgrund, und athmete hinab! hinab, und verlohr mich in
der Wonne, all meine Quaalen all mein Leiden da hinab zu stürmen,
dahin zu brausen wie die Wellen. Oh! Und den Fuß vom Roden zu heben!
Vermochtest du nicht und alle Qualen zu enden! - Meine Uhr ist noch
nicht ausgelaufen - ich, fühl's! O Wilhelm, wie gern hätt ich all mein
Menschseyn drum gegeben, mit jenem Sturmwinde die Wolken zu
zerreissen, die Fluthen zu fassen. Ha! Und wird nicht vielleicht dem
Eingekerkerten einmal diese Wonne zu Theil! -