
Mit einer stillen Traurigkeit, in der ich ein wenig
scheues Wesen zu bemerken schien, antwortete der
Mensch mir erst auf meine Fragen; aber gar bald offner,
als wenn er sich und mich auf einmal wieder erkennte,
gestand er mir seine Fehler, klagte er mir sein Unglück.
Könnt ich dir, mein Freund, jedes seiner Worte vor
Gericht stellen! Er bekannte, ja, er erzählte mit einer Art
von Genuß und Glück der Wiedererinnerung, daß die
Leidenschaft zu seiner Hausfrau sich in ihm tagtäglich
vermehrt, daß er zuletzt nicht gewußt habe, was er tue,
nicht, wie er sich ausdrückte, wo er mit dem Kopfe hingesollt?
Er habe weder essen noch trinken noch schlafen
können, es habe ihm an der Kehle gestockt, er habe getan,
was er nicht tun sollen, was ihm aufgetragen worden, hab
er vergessen, er sei als wie von einem bösen Geist verfolgt
gewesen, bis er eines Tags, als er sie in einer obern Kammer
gewußt, ihr nachgegangen, ja vielmehr ihr nachgezogen
worden sei; da sie seinen Bitten kein Gehör gegeben,
hab er sich ihrer mit Gewalt bemächtigen wollen, er wisse
nicht, wie ihm geschehen sei, und nehme Gott zum Zeugen, daß
seine Absichten gegen sie immer redlich gewesen, und daß
er nichts sehnlicher gewünscht, als daß sie
ihn heiraten, daß sie mit ihm ihr Leben zubringen möchte.
Da er eine Zeitlang geredet hatte, fing er an zu stocken wie
einer, der noch etwas zu sagen hat und sich es nicht herauszusagen
getraut; endlich gestand er mir auch mit
Schüchternheit, was sie ihm für kleine Vertraulichkeiten
erlaubt, und welche Nähe sie ihm vergönnet. Er brach
zwei-, dreimal ab und wiederholte die lebhaftesten Protestationen,
daß er das nicht sage, um sie schlecht zu
machen, wie er sich ausdrückte, daß er sie liebe und
schätze wie vorher, daß so etwas nicht über seinen Mund
gekommen sei, und daß er es mir nur sage, um mich zu
überzeugen, daß er kein ganz verkehrter und unsinniger
Mensch sei. - Und hier, mein Bester, fang ich mein altes
Lied wieder an, das ich ewig anstimmen werde: könnt ich
dir den Menschen vorstellen, wie er vor mir stand, wie er
noch vor mir steht! Könnt ich dir alles recht sagen, damit
du fühltest, wie ich an seinem Schicksale teilnehme,
teilnehmen muß! Doch genug, da du auch mein Schicksal
kennst, auch mich kennst, so weißt du nur zu wohl, was
mich zu allen Unglücklichen, was mich besonders zu
diesem Unglücklichen hinzieht.