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Am 30. Oktober.
Johann Christian Kestner teilt in seinem Tagebuch mit, dass Goethe tatsächlich einmal gegenüber Lottes Liebenswürdigkeit die Beherrschung verloren hat:
13. August war ich in Gießen. ... Ueber Schiffenberg kehrte ich zurück. Lottgen, Goethe und Mlle Dortgen Brand (=Dorothea Brandt, eine Freundin Lottes) kamen mir entgegen. Abends das Geständnis von einem Kuß. Kleine Brouillerie mit Lottgen, welche anderen Tags wieder vorbey war.
14. August. Abends kam Goethe von einem Spaziergang vor den Hof. Er ward gleichgiltig tractirt, ging bald weg.
15. ... Abends um 10 Uhr kam er und fand uns vor der Thür sitzen. Seine Blumen wurden gleichgiltig liegen gelassen; er empfand es, warf sie weg; redete in Gleichnissen; ich ging mit Goethe noch Nachts bis 12 Uhr auf der Gasse spatziren ; merkwürdiges Gespräch; da er voll Unmuth war, und allerhand Phantasien hatte, worüber wir am Ende, im Mondschein an eine Mauer gelehnt, lachten.
D. 16. bekam Goethe von Lottgen gepredigt; sie declariert ihm, daß er nichts als Freundschaft hoffen dürfe, er ward blaß und sehr niedergeschlagen.
ende