Ähnlich wie Werther in diesem Brief hat sich Goethe Johann
Christian Kestner gegenüber geäußert, als dieser ihm
nahelegte, sich irgendein Amt bei einem Fürsten zu suchen. Am ersten
Weihnachtstag 1773 schreibt er nach Hannover:
Aber Kestner, die Talente und Kräffte die ich habe, brauch ich für mich selbst
gar zu sehr, ich binn von ieher gewohnt nur nach meinem Instinckt zu handlen,
und damit könnte keinem Fürsten gedient seyn. Und dann biss ich politische
Subordination lernte - Es ist ein verfluchtes Voick die Franckfter, pflegt der
Präs. v. Moser zu sagen, man kan ihre eigensinnigen Köpfe nirgends hin
brauchen. Und wenn auch das nicht wäre, unter all meinen Talenten ist meine
Jurisprudenz der geringsten eins. Das bissgen Theorie, und Menschenverstand,
richtens nicht aus - Hier geht meine Praxis mit meinen Kenntnissen Hand in Hand,
ich lerne ieden Tag, und haudere mich weiter. - Aber in einem Justiz Collegio -
Ich habe mich von ieher gehütet ein Spiel zu spielen da ich der unerfahrenste
am Tisch war -