Einen ähnlichen Brief hat Goethe Anfang April 1773 an
Kestner geschrieben, als er erfuhr, dass die Trauung mit Lotte bereits
am 4. April stattgefunden hatte und nicht, wie er erwartet hatte,
erst am 11. (Ostersonntag). Deshalb schrieb er:
Gott seegn euch denn ihr habt mich überrascht.
Auf den Charfreytag wollt ich ein heilig Grab machen und
Lottens Silhouette begraben. So hängt sie noch und soll denn auch hängen
bis ich sterbe. Lebt wohl. Grüsst mir euern Engel und Lengen
(=Lenchen Buff, Lottes vier Jahre jüngere Schwester) sie soll
die zweyte Lotte werden, und es soll ihr eben so wohl gehn.
Ich wandre in Wüsten, da kein Wasser ist, meine Haare sind mir Schatten
und mein Blut mein Brunnen. Und euer Schiff doch mit bunten Flaggen
und Jauchzen doch zuerst im Hafen freut mich. Ich gehe nicht in die
Schweiz. Und unter und über Gottes Himmel binn ich euer Freund , und Lottens.