Dieser Brief ist ebenso wie der Brief vom 8. August 1771 weit
deutlicher ein Brief Goethes als ein Brief Werthers. Für Werther,
der immer wieder zu erkennen gibt, dass er Lotte nicht bloß verehrt,
sondern auch begehrt, ist ein Erschrecken darüber, dass er sie im Traum
umarmt, ja sogar besessen hat, in keiner Weise verständlich. Seine
Versicherung, seine Liebe zu ihr sei die 'heiligste, reinste, brüderlichste
Liebe' gewesen, ist ganz unrichtig, sein Entsetzen über die
körperliche Annäherung ein Widerspruch zu allem, was er vor- und nachher
denkt und tut. Werther, wie er sich sonst darstellt, müsste sich eigentlich
freuen, Lotte wenigstens im Traum einmal besessen zu haben. Zur Erklärung
dieser Unstimmigkeit
siehe unter
GOETHE ETC.