Gestaltungsmerkmale Zur Übersicht Zur Synopse Drucken der Ebene
Am 21. Junius.
Da es von Wahlheim nur noch eine halbe Stunde zu Lotte ist, muß das Jagdhaus dahinter in derselben Richtung liegen, und dann wiederum dahinter das Dorf, in dem der Ball stattfindet. Ferner ergibt sich, daß das Jagdhaus sowohl vom Berg aus wie von der Ebene "über den Fluß" zu sehen ist, naheliegend also in Flußnähe. Das bestätigt sich am Schluß, als der Fluß über die Ufer tritt und die ganze Gegend um das Jagdhaus überschwemmt (siehe unter Brief vom 12. Dezember 1772). Nicht ganz paßt dazu zwar der 'hohe Wald', durch den man auf das Jagdhaus zufährt (siehe unter Brief vom 16. Juni 1771), und es paßt auch überhaupt die Flußnähe (mit Überschwemmungsgefahr) so recht zu einem Jagdhaus nicht, aber man kann es notfalls miteinander verbinden.
Den Grund, warum Goethe im ersten Teil ein Jagdhaus als Schauplatz annimmt und nicht die Wohnung in der Stadt, wie es seiner Erinnerung entsprach, ist wohl in der Idee zu sehen, den ersten und den zweiten Teil auch räumlich voneinander zu trennen. Im ersten Teil lebt Lotte noch ledig bei Vater und Geschwistern, im zweiten Teil verheiratet bei ihrem Mann, und eine zu enge Nachbarschaft beider Sphären hätte sogar logische Probleme nach sich ziehen können. Warum sind im ersten Teil immer ihre Geschwister gegenwärtig, im zweiten jedoch nicht? Auch sollte vielleicht die Naturnähe des ersten Teiles nicht durch eine Stadtwohnung für Lotte aufgehoben werden. Im übrigen ist die Zuweisung der einzenen Szenen zu dem einen oder anderen Schauplatz aber auch nicht ganz transparent, so daß Goethe wohl selbst auf die Lokalisierung nicht immer geachtet hat.
Die Schauplätze der Werther-Handlung in ihrer Lage zueinander, angelehnt an die Situation von Wetzlar und Umgebung (hinterlegt mit Links, die die zugehörigen Textstellen nachweisen).
ende