Der Brief zeigt, wie genau Goethe die Erstfassung auch auf sachliche
Unrichtigkeiten hin durchgesehen hat. Zunächst wird eine ganz ungerechtfertigte
Grobheit des Ausdrucks hinsichtlich des Fräuleins von B.. zurückgenommen. Die Passage
Ist sie auch wie all das Volk, dacht ich, hohl sie der Teufel! und war
angestochen und wollte gehn, und doch blieb ich, weil ich intriguirt
war, das Ding näher zu beleuchten.
wird zu
Ist sie auch wie alle das Volk, dachte ich, und war angestochen
und wollte gehen, und doch blieb ich, weil ich sie
gerne entschuldigt hätte, und es nicht glaubte, und noch
ein gut Wort von ihr hoffte und - was du willst.
Hinsichtlich des schlecht angezogenen J.. wird umgekehrt jedoch sogar
eine gröbere Formulierung gewählt. Die Passage
den übel fournirten J. nicht zu vergessen, bey dessen Kleidung, Reste des
altfränkischen mit dem neu'st aufgebrachten kontrastiren etc.
wird zu
den übel fournierten J... nicht zu vergessen, der die Lücken
seiner altfränkischen Garderobe mit neumodischen Lappen ausflickt.
Schließlich heißt es in der Zweitfassung nicht mehr, dass Werther sich von der
adeligen Gesellschaft förmlich verabschiedet habe (die hätte auf eine solche
Geste auch nicht reagiert), sondern situationsrichtiger, dass er sich
unauffällig entfernt habe. Die Formulierung der Erstfassung
Ich machte der vornehmen Gesellschaft mein Compliment, gieng
und sezte mich in ein Cabriolet und fuhr nach M..
wird zu
Ich strich mich sacht aus der vornehmen Gesellschaft,
ging, setzte mich in ein Kabriolett, und fuhr nach M...,