Elftes Kapitel
»... aber es ist mir unmöglich, von hier zu scheiden, ohne das schöne Kind auch die Pendelschwingungen versuchen zu lassen.«
Pendelschwingungen: ein heute noch in der "Radiästhesie" eingesetztes Verfahren, um unmessbare Strahlen zu Auskünften über verborgene Sachverhalte zu nutzen. Ein ähnliches älteres Instrument ist die Wünschelrute. Versuche, die beobachteten Effekte wissenschaftlich zu erklären, sind nicht gelungen. Die ganze Verfahrensrichtung wird deshalb der Esoterik und dem Okkultismus zugerechnet.
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Ein siderisches Pendel ('Sternenpendel')
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1807 hatte sich in Deutschland die Nachricht von einem Italiener verbreitet, der als "Erz- und Wasserfühler" großen Erfolg hatte. Schelling und die Romantiker nahmen das begeistert auf. Sie verbanden es mit ihren Vermutungen über Hypnose, Telepathie und Somnambulismus, damals unter dem Begriff des "tierischen Magnetismus" zusammengefasst. Dass bestimmte Menschen das Elementare der Natur deutlicher spüren als andere, glaubte auch Goethe, und er stattete Ottilie mit einer solchen Begabung aus. Sie ist, was man in dieser Denkrichtung ein 'Medium' nennt, nämlich ohne Absicht und Zutun dem verborgenen Zusammenhang aller Naturerscheinungen näher.
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»... da sich gewiss noch manche Bezüge und Verwandtschaften unorganischer Wesen untereinander, organischer gegen sie und abermals untereinander offenbaren würden ...«
Hier wird wiederum, wie bereits im
VIERTEN KAPITEL, auf das romantische Naturverständnis und zumal die Naturphilosophie von Friedrich Schelling angespielt.